
Wirkung der Chemotherapie gehemmt

Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) werden vor allem Patienten mit gastrointestinalen Tumoren häufig verschrieben. Die Daten zu langfristigen Folgen sind z.T. widersprüchlich: In Beobachtungsstudien schienen Mortalität und Morbidität verschiedener Organsysteme erhöht. In präklinischen In-vitro-Untersuchungen hingegen verstärkte sich zunächst die Effektivität onkologischer Behandlungen.
Jüngst fanden Wissenschaftler aber Hinweise für eher schädliche Auswirkungen der Substanzen, die möglicherweise auf Veränderungen des pH-Werts sowie des gastrointestinalen Mikrobioms im Verdauungstrakt zurückgehen. Insbesondere oral verabreichte Medikamente wie Capecitabin könnten hiervon betroffen sein.
Australische Pharmakologen um Dr. Ganessan Kichenadasse, Flinders University, Bedford Park, wollten die Diskussion nun auf eine solidere Basis stellen. Sie analysierten dazu die individuellen Daten von 5594 Patienten. Diese hatten in sechs randomisierten klinischen Studien aufgrund eines fortgeschrittenen Kolorektalkarzinoms eine Chemotherapie erhalten. 902 von ihnen hatten zu Beginn der Behandlung einen PPI eingenommen. Zielgrößen waren progressionsfreies (PFS) und Gesamtüberleben (OS).
Progressionsfreies und Gesamtüberleben verkürzt
Der PPI-Gebrauch war mit einer Verschlechterung von PFS und OS assoziiert, schreiben die Autoren. Beide Ergebnisse fielen signifikant und gleich stark aus (HR jeweils 1,20; für OS p = 0,009 und für PFS p = 0,02). Das galt auch, nachdem die Wissenschaftler auf eine Reihe klinischer Störfaktoren korrigierten. Ein verkürztes PFS bzw. OS ergab sich für alle wesentlichen daraufhin analysierten Subgruppen, darunter:
- Art der Chemotherapie (außer Capecitabin),
- Behandlungslinie und
- Zugabe eines Inhibitors des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors.
Die Forscher stellen zur Diskussion, ob hinter diesen Effekten Änderungen des Darmmikrobioms, des immunologischen Milieus im Tumor und/oder Interaktionen der PPI mit zellulären Transporter-Molekülen stehen könnten. Auf jeden Fall scheinen die Medikamente die Wirkung fluoropyrimidinbasierter Therapien zu beeinträchtigen – ihr Einsatz bei solchen Patienten sollte daher ihrer Meinung nach sorgfältig abgewogen werden.
Quelle: Kichenadasse G et al. J Natl Compr Canc Netw 2021; DOI: 10.6004/jnccn.2020.7670
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