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Optikusneuropathie wegen GLP1-Rezeptoragonist?

Erhöht die Behandlung mit dem GLP1-Rezeptoragonisten (GLP1-RA) Semaglutid das Risiko für die Entwicklung einer nicht-arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION)? Entsprechende Hinweise darauf gab es in der Vergangenheit immer wieder. Ein Team um Dr. Jimena Hathaway von der Harvard T. H. Chan School of Public Health in Boston untersuchte diese Frage anhand von Daten des Bostoner Lehrkrankenhauses Massachusetts Eye and Ear. Eingeschlossen in die retrospektive Kohortenstudie wurden 16.827 Personen, bei denen die Augenerkrankung bislang nicht diagnostiziert worden war, 710 von ihnen litten an einem Typ-2-Diabetes, 979 an Übergewicht oder Adipositas. Sie alle hatten zur Blutzuckersenkung bzw. Gewichtsreduktion entweder Semaglutid oder ein anderes Medikament (keinen GLP1-RA) verschrieben bekommen. Beide Gruppen wurden daraufhin untersucht, ob die Anwendung von Semaglutid mit dem vermehrten Auftreten einer NAION assoziiert war. Um den Einfluss verfälschender Risikofaktoren zu minimieren, wurden die Teilnehmenden jeweils mittels Propensity Scores gematcht.
In der Typ-2-Diabetes-Gruppe nahmen 194 Patientinnen und Patienten Semaglutid ein. Von ihnen entwickelten 17 eine Optikusneuropathie. Bei denjenigen, die ein anderes Antidiabetikum erhielten, trat die Erkrankung in sechs Fällen auf. Damit lag das Risiko für eine NAION-Diagnose während des dreijährigen Beobachtungszeitraums unter Semaglutid bei 8,9 % und unter den anderen Antidiabetika bei 1,8 %. In der Gruppe der Übergewichtigen und Adipösen errechnete das Team ein NAION-Risiko von 6,7 % unter Semaglutid und 0,8 % unter einer Therapie ohne GLP1-RA.
Zusammenhang möglich, Kausalität noch offen
Die Kohortenstudie deutet zwar auf einen Zusammenhang zwischen Semaglutid und einem Risiko für eine Optikusneuropathie hin, lässt jedoch keine kausalen Schlüsse zu, so das Autorenteam. Es betont daher, dass weitere Studien notwendig sind. Dies hebt auch Prof. Dr. Susan Mollan von der University of Birmingham in einem Begleitkommentar hervor. Sie schreibt, dass das potenzielle und noch nicht ausreichend untersuchte Risiko nicht von der Anwendung des GLP1-RA abhalten darf.
Quellen:
1. Hathaway JT et al. JAMA Ophthalmol 2024; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2024.2296
2. Mollan SP. JAMA Ophthalmol 2024; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2024.2514
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