Nutzen der Therapie überwiegt potenzielles Risiko

Birgit Maronde

Man solle die Patienten darauf hinweisen, bei auftretenden Sehstörungen umgehend ein Augenarztpraxis aufzusuchen. Man solle die Patienten darauf hinweisen, bei auftretenden Sehstörungen umgehend ein Augenarztpraxis aufzusuchen. © zayacsk – stock.adobe.com

GLP-1-Rezeptoragonisten stehen im Verdacht, das Risiko für eine nicht-arteriitische ischämische Optikusneuropathie (NAION) zu erhöhen. Studien zeigen widersprüchliche Ergebnisse, doch Experten warnen: Sehstörungen sollten unter der Therapie ernst genommen werden.

Die Therapie mit einem GLP1-Rezeptoragonisten erhöht womöglich die Gefahr, einen plötzlichen schmerzlosen Sehverlust durch eine nicht-arteriitische ischämische Optikusneuropathie (NAION) zu erleiden. Eindeutig gesichert ist die Assoziation aber noch nicht, meinte der in Berlin niedergelassene Augenarzt Prof. Dr. Klaus Rüther.

Er berichtete über zwei Studien des letzten Jahres, die sich mit der NAION durch Semaglutid beschäftigten. In der einen untersuchte man 710 Personen mit Typ-2-Diabetes sowie 979 Übergewichtige/Adipöse, von denen 194 bzw. 361 mit dem GLP1-Rezeptoragonisten (GLP1-RA)  behandelt wurden.

In der Gruppe der Diabeteskranken betrug die kumulative NAION-Inzidenz nach 36 Monaten Semaglutid-Therapie 8,9 %, unter anderen Antidiabetika dagegen nur 1,8 %. Das relative Risiko durch eine GLP1-RA-Therapie war damit um den Faktor 4,28 erhöht. Bei den übergewichtigen oder adipösen Patientinnen und Patienten erreichte die kumulative NAION-Inzidenz 6,7 % vs. 0,8 %, die Gefahr für den Sehnerv stieg unter Semaglutid um das 7,64-Fache. „Das sind besorgniserregende Werte“, kommentierte Prof. Rüther.

Nach Anpassung an verschiedene demografische und klinische Variablen identifizierten die Forschenden  Semaglutid zwar als unabhängigen Risikofaktor für die NAION. Sie fanden jedoch keine pathogenetischen Hinweise. Da die Augenkomplikation vor allem im ersten Behandlungsjahr beobachtet wurde, ist denkbar, dass die schnelle Verbesserung des Stoffwechsels durch das Medikament eine Rolle spielt, so Prof. Rüther.

Er betonte, dass diese Studie sehr kritisch diskutiert wird und man sie keinesfalls zum Anlass nehmen darf, auf die Verordnung des hoch wirksamen Medikaments zu verzichten. Man solle die Patientinnen und Patienten jedoch darauf hinweisen, bei auftretenden Sehstörungen umgehend ein Augenarztpraxis aufzusuchen und diese abklären zu lassen.

Die zweite Untersuchung mit 135.000 Teilnehmenden erfolgte bevölkerungsbasiert vor allem in Taiwan. Anders als in der o. g. Studie fand sich darin kein Zusammenhang zwischen der Gabe von Semaglutid und der Entwicklung einer NAION. Es gibt allerdings Unterschiede zwischen asiatischen und europäischen Augen, gab Prof. Rüther zu bedenken und riet dazu, die Studienlandschaft zum Thema GLP1-RA und NAION weiterhin ganz genau zu beobachten.

Quelle: 14. Ophthalmologie-Update-Seminar

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Man solle die Patienten darauf hinweisen, bei auftretenden Sehstörungen umgehend ein Augenarztpraxis aufzusuchen. Man solle die Patienten darauf hinweisen, bei auftretenden Sehstörungen umgehend ein Augenarztpraxis aufzusuchen. © zayacsk – stock.adobe.com