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Personen mit HR+/HER2- MBC leben median 3,5 Jahre länger als vor 20 Jahren

Es gehe aufwärts – vor allem dann, wenn „wir gezielte Therapien einsetzen können“, betonte Prof. Dr. Sibylle Loibl, German Breast Group, Neu-Isenburg.1 So lebten Patient:innen mit HER2+ und jene mit hormonsensitivem metastasiertem Brustkrebs (MBC) heute im Median 3,5–4,8 Jahre länger als noch vor 20 Jahren. Einen deutlich geringeren Zuwachs haben mit +1,8 Jahren Personen mit metastasiertem TNBC. Die Hoffnung sei, durch den Einsatz zielgerichteter Substanzen aus einer metastasierten Erkrankung eine chronische zu machen, so die Expertin.
Das Paradebeispiel, dass dies funktionieren kann, sei der HER2+ MBC. Für diese Subgruppe stehe mittlerweile eine Vielzahl Anti-HER2-gerichteter Medikamente zur Verfügung, berichtete PD Dr. Oleg Gluz, Johanniter Krankenhaus Bethesda, Mönchengladbach.2 Einen entscheidenden Anteil daran haben die gegen HER2 gerichteten Antikörper. Monoklonale Antikörper sind ein wesentlicher Bestandteil der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die zunehmend für die Therapie des HR+ und TNBC eingesetzt werden.
Beim HR+/HER2- MBC stellt die endokrinbasierte Therapie mit einem CDK4/6-Inhibitor den Erstlinienstandard dar, so Prof. Loibl. Ab der zweiten Linie gebe es eine Vielzahl an effektiven Substanzen. Wichtig sei, die Patient:innen auf mögliche Mutationen zu testen, um das therapeutische Spektrum optimal zu nutzen.
Viel zu selten werde im Falle des HR+ Mammakarzinoms auf eine BRCA1/2-Mutation getestet, die bei etwa 50 % auftrete und eine Indikation für einen PARP-Inhibitor darstelle, so Prof. Loibl. Therapeutisch relevant seien zudem ESR1-Mutationen, die auf eine endokrine Resistenz hinweisen sowie Veränderungen im AKT-Signalweg für den Einsatz eines PI3K- oder AKT-Hemmers.
ADCs für die zweite Linie
Die neue Generation der ADCs – Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) und Sacituzumab-Govitecan (SG) – seien effektive Substanzen ab der zweiten Therapielinie des HR+/HER2- Mammakarzinoms, so Prof. Loibl. Voraussetzung für ihren Einsatz: Es wurde bereits eine Chemotherapie eingesetzt – entweder als Erstlinientherapie oder nach endokriner Vorbehandlung bzw. bei endokriner Resistenz.
Re-Induktion ist auch eine Option
Nach endokrinbasierter Erstlinientherapie mit einem CDK4/6-Inhibitor sei auch die Re-Induktion eine Option für Personen, die gut und anhaltend angesprochen und keine endokrine Resistenz entwickelt haben. Im Rahmen der Re-Induktion sollte laut Prof. Loibl der CDK4/6-Hemmer gewechselt und idealerweise auch eine andere endokrine Therapie eingesetzt werden.
Liegt eine endokrine Resistenz nach CDK4/6-Inhibition (ESR1-Mutation) vor, ist laut der Referentin der SERD Elacestrant eine effektive Strategie. Die Substanz werde beim HR+/BRCA-mutierten MBC in klinischen Studien in Kombination mit einem PARP-Inhibitor untersucht, was laut Prof. Loibl eine vielversprechende Perspektive sein könnte.
Für Erkrankte mit TNBC liegen die Hoffnungen auf der Immuntherapie, der PARP-Inhibition und den neuen ADCs, erläuterte Prof. Dr. Jens Huober, Kantonsspital St. Gallen.3 Die Entscheidung werde initial anhand des PD-L1- und BRCA1/2-Status in der Keimbahn getroffen. Im Falle eines positiven PD-L1-Status und Nachweis einer BRCA1/2-Mutation empfiehlt Prof. Huober in der ersten Linie die PARP-Inhibition.
Es gebe Hinweise, dass diese besonders effektiv sei bei Patient:innen, die für die metastasierte Erkrankung noch keine Chemotherapie erhalten hatten. SG ist laut Prof. Huober unabhängig vom PD-L1- und BRCA1/2-Status eine wirksame Substanz ab der zweiten Linie.
Quellen:
1. Loibl S. 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Vortrag „Systemtherapie des Hormonrezeptor-positiven HER2/neu-negativen fortgeschrittenen Mammakarzinoms“
2. Gluz O. 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Vortrag „Systemtherapie des HER2/neu-positiven fortgeschrittenen Mammakarzinoms“
3. Huober J. 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Vortrag „Systemtherapie des triple-negativen fortgeschrittenen Mammakarzinoms“
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