
Prekäre Präkanzerose

Der Pathogenese der aktinischen Keratose (AK) liegt in der Regel eine chronische UV-Exposition zugrunde. Doch auch bestimmte Medikamente können das Risiko für weißen Hautkrebs zusätzlich erhöhen. Dazu gehören beispielsweise Hydrochlorothiazid, Ciclosporin und Azathioprin, schreiben Dr. Ann-Sophie Bohne und PD Dr. Katharina Kähler vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel.
Obwohl es eine hohe Spontanheilungsrate gibt (15–63 %), entstehen rund 60 % aller Plattenepithelkarzinome auf dem Boden einer AK. Die Invasivität lässt sich jedoch nicht allein an der histologischen Verteilung der Keratinozyten abschätzen. So können invasive Karzinome auch von atypischen Keratinozyten ausgehen, die nicht über die basale Epidermisschicht hinausreichen (Grad I). Für die Therapieentscheidung ausschlaggebend sind deshalb die AK-Gesamtzahl, das Ausmaß der betroffenen Fläche, die Dynamik des Krankheitsgeschehens und die Präferenzen des Patienten. Letztere tragen maßgeblich zur Therapietreue bei.
Photodynamische Therapie bei kosmetisch anspruchsvollen Regionen
Bei einer Feldkanzerisierung muss man davon ausgehen, dass im gesamten betroffenen Bereich subklinische Veränderungen vorhanden sind, aus denen neue AK oder Plattenepithelkarzinome entstehen können. In diesem Fall erscheint eine rein läsionale Therapie nicht empfehlenswert.
Für einige Patienten ist zudem das Aussehen unter oder nach der Therapie ein wichtiges Kriterium. Insbesondere bei kosmetisch anspruchsvollen Regionen wie dem Gesicht bietet sich eine photodynamische Therapie (PDT) an. Sofern der Lokalbefund dies erlaubt, kann alternativ auf eine topische Therapie mit Diclofenac zurückgegriffen werden, so die Expertinnen. Dem Einsatz von Imiquimod oder 5-Fluorouracil (5-FU) sowie eine Kryochirurgie steht dagegen das höhere Risiko von Narbenbildung in dieser Situation gegenüber.
Über eine Metaanalyse, die die Raten der patientenbezogenen vollständigen Abheilung vergleicht, lässt sich ein annäherndes Bild des Therapiealltags zeichnen. Die Rate lag insgesamt am höchsten unter 5%igem Imiquimod (52,1 %), gefolgt von Diclofenac/Hyaluronsäure (23,5–48,7 %), Kryotherapie plus Diclofenac/Hyaluronsäure (42,2 %), 5-ALA-PDT* (33,6 %) und Kryotherapie (25,7 %). Allerdings hatte man 5-FU aufgrund fehlender Daten von der Metaanalyse ausgeschlossen, obwohl es für sich gesehen die höchsten durchschnittlichen Abheilungsraten (69,7–92,3 %) aufwies. Die niedrigste Rezidivrate wurde für die ALA-PDT (23,5 %) angegeben und die höchste für Diclofenac/Hyaluronsäure (90,7 %).
Ein weiterer Vergleich, der neben Imiquimod und MAL-PDT auch 5-FU einschloss, zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit eines Therapieversagens für 5-FU am geringsten ausfiel. Imiquimod landete in der Auswertung auf Platz 2. Die MAL-PDT, die von den drei Therapien am schmerzhaftesten war, kam nur auf den dritten Platz, überzeugte aber gleichzeitig durch das beste kosmetische Outcome (96,6 %). Diesbezüglich bildete Imiquimod das Schlusslicht.
Ein Topikum weniger
Ingenolmebutat musste im Jahr 2020 vom Markt genommen werden, weil im Vergleich zu Imiquimod ein vermehrtes Auftreten von Plattenepithelkarzinomen beobachtet wurde. An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig Überwachungsstudien nach dem Inverkehrbringen von Medikamenten sind.
Der periinterventionelle Schmerz gilt als limitierender Faktor für die konventionelle PDT. Deshalb wird weiter intensiv an schmerzärmeren Varianten geforscht. Erfolge konnten z.B. mit dem sogenannten Phosistos-Protokoll erzielt werden. Dabei wird nach der MAL-Applikation ein transparentes Pflaster aufgebracht. Die PDT erfolgt über einen Helm, der mit Rotlicht emittierenden Fasern ohne Wärmeentwicklung ausgestattet ist. Diese Methode erwies sich als ebenbürtig zur konventionellen MAL-PDT hinsichtlich des Therapieansprechens, bei deutlich weniger Schmerzen.
* Photodynamische Therapie mit 5-Aminolävulinsäure/ MAL-PDT: mit Methylaminolävulinsäure
Quelle: Bohne AS, Kähler KC. „Update aktinische Keratosen – Neuigkeiten und Relevanz für den Alltag“, Akt Dermatol 2022; 48: 141-148; DOI: 10.1055/a-1487-3992 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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