Privatfeuerwerk verbieten? Silvesterknallerei setzt 4000 Tonnen Feinstaub frei

Birgit Maronde

Der Feinstaub durch Raketen und Böller entspricht ca. 15 % der Emissionen durch Autos. Der Feinstaub durch Raketen und Böller entspricht ca. 15 % der Emissionen durch Autos. © fotolia/VRD

Weniger Emissionen, sauberere Luft! Diese Forderung sollte nicht nur Richtung Autoindustrie zielen. Allein durch Verzicht auf die private Silvesterknallerei könnte man etliche Tonnen Feinstaub einsparen.

Man weiß heute: Je kleiner die Feinstaubpartikel, desto größer ist das gesundheitliche Risiko. Ultrafeine Partikel gelangen über die Alveolen bis in die Blutbahn und können auf diesem Weg auch Herz und Kreislauf beeinträchtigen. Die Anlagerung von Schwermetallen bzw. polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ist ebenfalls ein Problem, da sie möglicherweise Krebs verursachen, erklärte der Allergologe Professor Dr. Karl- Christian Bergmann von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Die WHO geht davon aus, dass es keine Feinstaubkonzentration gibt, unterhalb derer keine gesundheitsschädigende Wirkung zu erwarten ist. Sie empfiehlt einen Luftgüteleitwert von 20 µg/m3 im Jahresmittel und geht davon aus, dass an maximal drei Tagen im Jahr Tagesmittelwerte von mehr als 50 µg/m3 vertretbar sind.

Jeder kann etwas tun, um die Luftqualität zu verbessern

In Deutschland bzw. in der EU wird dies jedoch anders gesehen: Hier gilt zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresmittelgrenzwert von 40 µg/m3 und der Tagesmittelwert von 50 µg/m3 darf nicht öfter als 35-mal im Jahr überschritten werden. In 2016 geschah solch eine Überschreitung nach deutschem Standard nur an einer von insgesamt 650 Messstationen, nämlich in Stuttgart am Neckartor. Legt man die WHO-Empfehlungen zugrunde, fand sie dagegen an 46 % aller Stationen statt. Insgesamt zeigt sich jedoch im Zeitraum 2000 bis 2016 eine klar rückläufige Entwicklung der Jahresmittelwerte, berichtete der Kollege.

Gerade der Feinstaub ist ein gutes Beispiel dafür, dass man selbst etwas tun kann, um die Luftqualität zu verbessern. Stichwort Silvester: Die Feuerwerke, die in Deutschland insbesondere von privater Hand in die Luft geschossen werden, setzen rund 4000 Tonnen Feinstaub frei. Das entspricht etwa 15 % der Emissionen, die über das gesamte Jahr durch den Autoverkehr freigesetzt werden, betonte Prof. Bergmann.

Getrübter Blick auf 2017

Vorläufige Messdaten des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem vergangenen Jahr sprechen dafür, dass die Belastung der Luft sowohl mit Stickstoffdioxid als auch mit Feinstaub leicht rückläufig ist. Besonders feinstaubbegünstigende Wetterlagen waren allerdings – außer zu Beginn des Jahres – in 2017 ausgeblieben. „Zum Schutz der menschlichen Gesundheit sollte nach Auffassung des UBA der von der WHO empfohlene Wert eingehalten werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Amtes. Tatsächlich wurde aber auch 2017 das WHO-Ziel von höchstens drei Tagen pro Jahr mit Feinstaubwerten > 50 µg/m3 immer noch von 87 % aller Messstationen in Deutschland überschritten.

Länder wie Australien haben den Verkauf von Feuerwerk an privat längst verboten. Es gibt nur noch die großen, öffentlichen Feuerwerke. „Wir sollten darüber nachdenken, auch in Deutschland den Feuerwerksverkauf zu reduzieren.“

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Der Feinstaub durch Raketen und Böller entspricht ca. 15 % der Emissionen durch Autos. Der Feinstaub durch Raketen und Böller entspricht ca. 15 % der Emissionen durch Autos. © fotolia/VRD