Prophylaxe mit Cyclophosphamid nicht schlechter als mit ATG

Josef Gulden

Ein großes Problem nach einer Stammzellentransplantation stellt die GvHD dar. Mit verschiedenen Medikamenten wird versucht, dies in den Griff zu kriegen. Ein großes Problem nach einer Stammzellentransplantation stellt die GvHD dar. Mit verschiedenen Medikamenten wird versucht, dies in den Griff zu kriegen. © Stanislau – stock.adobe.com

Patienten, die Stammzellen von einem HLA-gematchten, nicht-verwandten Spender erhalten, bekommen zur Prävention einer Graft-versus-Host-Disease (GvHD) momentan Anti-Thymozyten- oder Anti-T-Lymphozyten-Globulin (ATG) vom Kaninchen. Wie sich nun herausstellte, könnte Cyclophosphamid eine Alternative bieten. Hinsichtlich der Häufigkeit von chronischer GvHD und den Überlebensraten ist es jedenfalls nicht unterlegen.

Sehr viel Forschung zur allogenen Stammzelltransplantation dreht sich um die Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD), weil sie für den Hauptanteil an Morbidität und Mortalität nach dem Eingriff verantwortlich ist. Für Patienten, deren Zellen von einem HLA-gematchten, aber nicht-verwandten Spender stammen, wird derzeit zur Prophylaxe die Gabe von Anti-Thymozyten- oder Anti-T-Lymphozyten-Globulin (ATG) vom Kaninchen empfohlen. Bei der Transplantation von haploidentischen Spendern haben sich in letzter Zeit gute Ergebnisse nach der Transplantation mit Cyclophosphamid ergeben, was sowohl akute als auch chronische GvHD angeht. Französische Transplanteure haben deshalb die beiden Ansätze ATG versus Cyclophosphamid in einer Phase-2-Studie miteinander verglichen, wie Dr. Eolia­ Brissot­, San Antoine Hospital, Paris, berichtete.

Die insgesamt 80 Patienten erhielten eine Konditionierung reduzierter Intensität (RIC) mit Fludarabin und Busulfan. Knapp die Hälfte hatte eine akute myeloische Leuk­ämie als Grunderkrankung, gut drei Viertel waren vor der Transplantation in kompletter Remission. Sie erhielten entweder

  • Cyclophosphamid (50 mg/kg an den Tagen 3 und 5 nach Transplantation) und ab dem fünften Tag Cyclosporin A oder
  • ATG (2,5 mg/kg an den Tagen -2 und -1) und Cyclosporin A ab Tag -3 vor Transplantation

Das Transplantat kam bei 31 Patienten von einem vollständig gematchten Geschwisterteil und bei 49 von einem vollständig gematchten nicht-verwandten Spender. Es bestand aus Stammzellen, die aus dem peripheren Blut gewonnen wurden.

Hinsichtlich des primären Endpunkts – dem GvHD- und rezidivfreien Überleben nach einem Jahr – war Cyclophosphamid numerisch leicht überlegen (52,2 % vs. 42,2 %), ein Unterschied, der aber nicht signifikant ausfiel (p = 0,28). Ganz ähnlich sah es hinsichtlich der meisten übrigen Endpunkte nach einem Jahr aus:

  • chronische GvHD (26,0 % vs. 30,2 %; p = 0,56),
  • progressionsfreies Überleben (68,5 % vs. 67,1 %; p = 0,68),
  • Gesamtüberleben (78,9 % vs. 80,4 %; p  0,93) und
  • nicht-rezidivbedingte Mortalität (14 % vs. 22,1 %; p = 0,49).

Bei den eher akuten GvHD-Reaktionen nach einem halben Jahr war der ATG-Arm mit 24,3 % versus 34,9 % tendenziell überlegen, aber auch auch hier fehlte die Signifikanz (p = 0,53), ebenso bei den schweren Reaktionen von Grad III oder IV (9,3 % vs. 2,7 %; p = 0,24).

Die Patientenzahlen in dieser Studie waren relativ niedrig, betonte die Referentin. Aber die Ergebnisse belegen laut ihr zumindest, dass Cyclophosphamid nach der Transplantation dem bisherigen Standard ATG in diesem Setting in der Wirksamkeit weder als Prophylaktikum bezüglich der GvHD-Inzidenz noch bei den Überlebensdaten unterlegen sei.

Quelle: Brissot E et al. EBMT 47th Annual Meeting virtual; Abstract GS2-2

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