Reflux bei Babys medizinisch meist unproblematisch

Dr. Alexandra Bischoff

In den allermeisten Fällen besteht beiim gastroösophagealen Reflux bei Babys kein Grund zur Sorge. In den allermeisten Fällen besteht beiim gastroösophagealen Reflux bei Babys kein Grund zur Sorge. © fotolia/fizkes

Wenn Neugeborene häufig nach dem Trinken erbrechen, bereitet das den Eltern oft große Sorgen – ist aber meist harmlos. Erst wenn daraus ein Gewichtsverlust, Schlafprobleme oder Atemwegsinfekte resultieren, besteht Handlungsbedarf.

Der gastroösophageale Reflux ist bei Babys keineswegs pathologisch, sondern rein physiologisch. Laut einer australischen Kohortenstudie ist davon ein Viertel aller Neugeborenen betroffen, schreiben britische Kollegen. Vor allem in den ersten Lebensmonaten fließt der Mageninhalt vermehrt zurück in die Speiseröhre. Das liegt am unteren ösophagealen Sphinkter, dessen Muskeltonus sich innerhalb des ersten Lebensjahres vollständig ausbildet.

Die Babys schreien zwar vermehrt nach dem Erbrechen, sind aber ansonsten gesundheitlich nicht beeinträchtigt. Meist verlieren sich die Symptome im Lauf der ersten Lebensmonate. Kommt es jedoch durch das häufige Erbrechen zu Gewichtsverlust, Schlafproblemen und Atemwegsinfekten, besteht möglicherweise eine therapiebedürftige Refluxerkrankung.

Um den Reflux von Koliken oder „pingeligem Essverhalten“ abzugrenzen, sollten folgende Punkte anamnestisch abgeklärt werden:

  • Alter (Beginn meist innerhalb acht Wochen nach Geburt)
  • Menge des Erbrechens (ein bis zwei Mundvoll sind normal)
  • Fütterung (Stillen oder Flasche, Trinkverhalten und -menge, Lage beim Trinken, Kuhmilchunverträglichkeit)
  • Medizinische Probleme (Frühgeburt, Hiatushernie, Down-Syndrom, neurologische Beeinträchtigung)

Handelt es sich um ein putzmunteres Neugeborenes ohne weitere Symptomatik, kann man versuchen, das Erbrechen durch Aufklärung und Trinkanleitung der Eltern zu vermeiden. Mehrmals täglich sollten kleinere Mengen gefüttert und das Baby danach bis zu eine Stunde in aufrechter Position gehalten werden.

Wann der Säugling ein Fall für den Pädiater ist

  • Kräftiges, schwallartiges Erbrechen quer durch den Raum bei Pylorusstenose 
  • Erbrochenes ist gelb-grünlich bei Invagination, Malrotation und Ileus infolge einer Sepsis
  • Erbrechen unabhängig von Mahlzeiten durch Unfall oder äußere Gewalteinwirkung (Schütteln)
  • Durchfälle (teilweise blutig) bei Kuhmilchintoleranz

Bei Kindern, die an Gewicht verlieren und gestillt werden, sollte ein Stillexperte oder eine Hebamme hinzugezogen werden. Zudem kann eine zweiwöchige Therapie mit einem Alginat erwogen werden. Falls die Kinder mit der Flasche ernährt werden, sollte eher 20 % weniger, dafür aber öfter gefüttert werden – ohne die Tagesgesamtmenge an Milch zu verändern. Führt diese Maßnahme nicht zum gewünschten Erfolg, bieten die Hersteller von Säuglingsnahrung mittlerweile eine mit Johannisbrotkernmehl angedickte sogenannte Anti-Reflux-Spezialnahrung an. Wenn das nichts hilft, können auch hier Alginate versucht werden. Meist verbessert sich die Symptomatik durch die genannten Optionen deutlich. Nur in seltenen Fällen muss zu Protonenpumpenhemmern oder H2-Antihistaminika (z.B. Ranitidin) gegriffen werden. Diese Therapie sollte jedoch eine Ausnahme bleiben und durch einen Pädiater erfolgen.

Chanchlani N et al. BMJ 2017; online first

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In den allermeisten Fällen besteht beiim gastroösophagealen Reflux bei Babys kein Grund zur Sorge. In den allermeisten Fällen besteht beiim gastroösophagealen Reflux bei Babys kein Grund zur Sorge. © fotolia/fizkes