Wann Babys welche Beikost brauchen: Experten-Empfehlungen zur Beratung rund ums Thema Kindernahrung

Ulrike Viegener

© fotolia/Kristin Gründler

Babys werden zunächst am besten ausschließlich gestillt. Das ist heute Konsens und hat sich inzwischen auch in der Bevölkerung herumgesprochen. Doch ab welchem Alter sollte Beikost gegeben werden? Und welche Lebensmittel sind geeignet? Dazu brauchen Eltern Ihre Beratung.

Säuglinge erhalten idealerweise mindestens über die ersten vier Lebensmonate hinweg ausschließlich Muttermilch – und auch nach Einführung der Beikost sollte weiter gestillt werden. Der Zeitpunkt des Abstillens richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen von Mutter und Kind, heißt es in einem Konsensuspapier der Initiative „Gesund ins Leben – Netzwerk junge Familie“. Diese Empfehlungen gelten gleichermaßen für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko.

Nach einem halben Jahr reicht Muttermilch allein nicht aus

Favorisiert wird das Stillen nach Bedarf, das heißt: Das Baby entscheidet, wann und wie viel es trinken will. Dabei können die pro Mahlzeit aufgenommenen Trinkmengen über den Tag deutlich variieren und trotzdem im grünen Bereich liegen. Nur in besonderen Situationen – etwa bei geringer Gewichtszunahme – kann es erforderlich werden, das Kind zum Trinken anzuhalten und eventuell dafür auch aufzuwecken. Grundsätzlich jedoch sollte der Rhythmus des Kindes so wenig wie möglich gestört werden.

Teilstillen ist besser als gar nicht stillen. Für das Zufüttern in den ersten Lebensmonaten – und gegebenenfalls über das gesamte erste Lebensjahr hinweg – sind Säuglingsanfangsnahrungen geeignet. Folgenahrungen dagegen kommen erst im Zuge der Beikosteinführung zum Zuge.

Muttermilchersatz entsprechend den gesetzlichen Standards gibt es auf der Basis von Kuhmilcheiweiß oder Ziegenmilcheiweiß. Säuglingsnahrung auf Sojaproteinbasis wird aufgrund des hohen Gehalts an Phytoöstrogenen kritisch bewertet. Sie sollte gemäß des Konsensuspapiers nur bei begründeter Indikation und nach Rücksprache mit dem Pädiater gegeben werden.

Probiotika ohne nachgewiesene Vorteile

Ausdrücklich ist Eltern zudem davon abzuraten, Flaschennahrung für Säuglinge aus Milch oder anderen Rohstoffen selbst herzustellen. Denn eine falsche Zusammensetzung kann die Gesundheit des Kindes erheblich gefährden.

Nicht oder nicht ausschließlich gestillte Säuglinge mit familiärem Allergierisiko erhalten günstigerweise im ersten Lebensjahr – mindestens bis zum Beginn des fünften Monats – eine Säuglingsnahrung mit hydrolisiertem Eiweiß (HA-Nahrung). Grundlage für diese Empfehlung ist die GINI(German Infant Nutritional Intervention)-Studie, in der eine geringere Ekzeminzidenz beobachtet wurde. Allerdings, so heißt es in dem Konsensuspapier, seien die in GINI verwendeten HA-Produkte auf dem deutschen Markt in derselben Form nicht mehr erhältlich.

Die Autoren sind sich einig, dass mit Probiotika angereicherte Säuglingsnahrung nach derzeitiger Datenlage keine nachgewiesenen Vorteile hat. Das richtige Zeitfenster zum Beginn der Beikostfütterung liegt zwischen dem Beginn des fünften und dem Anfang des siebten Monats. Denn im zweiten Lebenshalbjahr kann mit Muttermilch allein der Bedarf des Kindes an Eisen, Vitamin B6, Zink, Phosphor, Magnesium und Kalzium nicht mehr gedeckt werden.

Babys brauchen Supplemente

Jeder Säugling sollte zusätzlich zur Muttermilch Vitamin K,Vitamin D und Fluorid als Supplement erhalten, empfiehlt das Konsensuspapier der Initiative „Gesund ins Leben – Netzwerk junge Familie“. Es bietet sich an, 2 mg Vitamin K als Tropfen bei den Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U3 zu geben. Vitamin D wird bis zum zweiten Frühsommer in einer Dosis von 400 bis 500 IE täglich als Tropfen oder Tablette verabreicht, anschließend ist von einer ausreichenden Eigensynthese unter Sonnenlichtexposition auszugehen. Zur Kariesprävention werden (kombiniert mit dem Vitamin D) täglich 0,25 mg Fluorid empfohlen. Dabei ist aber der Fluoridgehalt des Trinkwassers zu berücksichtigen. Die Supplementierung sollte so lange erfolgen, bis regelmäßig fluoridhaltige Zahnpasta verwendet wird.
Zunächst wird zu Brei aus Gemüse und Kartoffeln mit Fleisch oder Fisch geraten (ein- bis zweimal pro Woche auch fettreiche Fischarten). Jeweils einen Monat später kommen dann Milch-Getreide-Brei und Getreide-Obst-Breis auf den Speiseplan. Die Menge an Kuhmilch – im Brei oder später auch als Getränk – sollte im ersten Lebensjahr 200 ml pro Tag nicht überschreiten. Zu verwenden ist pasteurisierte oder ultrahocherhitzte Milch. Roh- oder Vorzugsmilch birgt aufgrund bakterieller Kontaminationen für Säuglinge erhebliche Risiken. Maximal 200 ml Kuhmilch täglich zufüttern Grundsätzlich sollte die Ernährung des Säuglings möglichst abwechslungsreich sein, wobei qualitätsgesicherte Fertigprodukte ebenso geeignet sind wie selbst zubereitete Speisen. Das Vermeiden von Lebensmitteln mit hoher allergener Potenz bietet keinen Schutz vor allergischen Erkrankungen. Daher gelten beim Beifüttern für Kinder mit und ohne Allergierisiko grundsätzlich dieselben Empfehlungen. Quellen: Aus der Fachliteratur Koletzko B et al. Monatsschrift Kinderheilkunde 2016; 164: 433-457

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