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Was von der Depression bleibt

Bei der Behandlung einer Depression sollte es nicht nur darum gehen, die Symptome zu bessern, sondern nach Möglichkeit eine Remission herbeizuführen. Denn ansonsten drohen psychosoziale Beeinträchtigungen kombiniert mit einem erhöhten Rezidivrisiko. Allerdings ist offenbar auch eine Remission kein Garant dafür, dass Patienten beschwerdefrei sind, wie die Ergebnisse einer multizentrischen Studie zeigen.
Die Daten von 1.014 Patienten, die aufgrund einer Depression in einer von zwölf deutschen Kliniken behandelt wurden, gingen in die Studie von Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller, Klinik für Psychiatrie an der LMU München und PD Dr. Florian Seemüller, kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen, ein. Die mittlere stationäre Aufenthaltsdauer lag bei rund 54 Tagen. Zum Zeitpunkt der Entlassung stellten die Forscher bei 72 % eine Response fest und bei 49 % eine Remission. 88 % Prozent der remittierten Patienten hatten bei Entlassung jedoch mindestens ein Residualsymptom, 47 % mindestens vier. Die Zeichen hatten meist bereits bei der Aufnahme bestanden und persistierten während der stationären Behandlung.
Die Forscher untersuchten die Patienten anhand der Hamilton-Depressions-Skala und fanden heraus, dass sich die Verteilung der Symptome zwischen Respondern und Patienten in Remission kaum unterschied. Jedoch waren Frequenz und Schweregrad bei Letzteren geringer. Am häufigsten wurden folgende Residualsymptome berichtet: Beeinträchtigung von Arbeit und Aktivitäten (47 %), Schlafstörungen (38 %), sexuelle Symptome (36 %) und somatische Symptome (33 %).
Nach einem Jahr erschienen 182 von 469 Patienten in Remission für eine Nachuntersuchung. Es zeigte sich, dass 30 bis 50 % nach wie vor an jenen Symptomen litten, die bei Entlassung vorlagen. Körperliche Symptome wurden am häufigsten angegeben, danach kamen u.a. Beeinträchtigung von Arbeit und Aktivitäten, depressive Stimmung, psychische Angst, Durchschlafstörungen, somatische Angst und Schuldgefühle.
Residualsymptome nach einer stationär erfolgreich behandelten Depression sind nicht selten und bestehen oft lange fort. Betroffene sollten sorgfältig überwacht und ggf. medikamentös behandelt werden, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Möller HJ, Seemüller F. Psychopharmakotherapie 2023; 30: 164-169
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