Vergiftete Psyche

Dr. Angelika Bischoff

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und Depression? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und Depression? © LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com

Umweltgifte wie Nikotin und flüchtige organische Verbindungen sind stark mit der Entwicklung von Depressionen verbunden. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass die Prävention depressiver Erkrankungen auch den Umweltschutz einbeziehen sollte. 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und Depression? Und über welchen Mechanismus könnte eine toxinbedingte Pathogenese vermittelt werden? Um diese Fragen zu klären, griff ein chinesisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam um Jianhui Guo von der Peking University auf die Daten von mehr als 3.400 Personen aus dem National Health and Nutrition Examination Survey zurück. Aus dieser Erhebung lagen u. a. umfangreiche Blut- und Urinanalysen vor, ebenso die Depressionsscores der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Mehr als drei Viertel des untersuchten Kollektivs waren jünger als 65 Jahre, die Hälfte waren Frauen. Depressive Symptome lagen bei einem Viertel vor. Aus den fraglichen 27 Chemikalien, Substanzen und Metallen bildete das Autorenteam zehn größere Gruppen. Als Surrogatmarker für ein Entzündungsgeschehen diente die Leukozytenzahl im Blut.

Für sechs der zehn Kategorien zeigte sich eine Assoziation mit depressiven Symptomen. Besonders ausgeprägt war der Zusammenhang für die flüchtige organische Verbindung N-Acetyl-S-(2-hydroxy-3-butenyl)-L-Cystein (Odds Ratio, OR 1,74) und für das TNE-2* (OR 1,42). Die erstgenannte Substanz ist ein Abbauprodukt des 1,3-Butadien, das in zahlreichen industriellen Prozessen verwendet wird und als Umweltgift gilt. TNE-2 gibt Aufschluss über die Gesamtbelastung durch Nikotin und seine Metabolite. Eine signifikante Assoziation mit Odds Ratios zwischen 1,21 und 1,28 fand sich noch für drei weitere Metabolite flüchtiger organischer Substanzen sowie für vier polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.

Männer und Menschen im Alter unter 65 Jahren schienen für die depressionsfördernden Effekte der Toxine anfälliger zu sein als Frauen und ältere Personen. Zwischen 5 % und 19 % der Assoziationen ließen sich mit einer systemischen Inflammation erklären, die über die Leukozytenzahl festgestellt wurde.

*Total Nicotine Equivalent-2

Quelle: Guo J et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e2420259; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.20259

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