Resistenz im Rektum führte auf die falsche Spur

Friederike Klein

Der aktuelle Abstrich war für Chlamydia trachomatis positiv. Der aktuelle Abstrich war für Chlamydia trachomatis positiv. © catalin – stock.adobe.com

Derbe Knoten, Ulzerationen und Blutungen der Rektalschleimhaut lassen schnell an ein Rektumkarzinom denken. Doch manchmal verbirgt sich hinter einem solchen Befund auch eine sexuell erworbene Erkrankung.

Ein 38-Jähriger stellte sich mit blutigen Durchfällen beim Hausarzt vor. Er berichtete von einem Fremdkörpergefühl im Rektum und Schmerzen beim Stuhlgang. Die klinische Untersuchung ergab eine tastbare derbe Resistenz im Rektum. Der dann konsultierte Gastroenterologe fand in der Kolo­skopie rektal eine vulnerable, leicht blutende Schleimhaut mit mehreren Ulzerationen und Stenosierung und stellte die Verdachtsdia­gnose Rektumkarzinom. Der Radiologe schloss sich ihm an. Aufgrund der MRT vermutete er ein Rektumkarzinom mit pararektalen Lymphknoten­metastasen.

„Der Hausarzt war schlauer“, erklärte Dr. ­Sebastian ­Mastnik von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München. Er hegte zwar ebenfalls den Verdacht, dass es sich um ein Karzinom handeln könnte, sah als mögliche Differenzialdiagnose aber auch ein entzündliches Geschehen im Sinne einer Proktitis als möglich an. Tatsächlich zeigte die Histo­logie ein entzündliches Bild vereinbar mit einer Proktitis mit eventuell infektiöser Genese. In der erst daraufhin durchgeführten Sexualanamnese gab der Betroffene an, ungeschützten analen Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden männlichen Sexualpartnern zu haben. Er hatte auch schon Lues gehabt und war entsprechend behandelt worden.

Sexualanamnese brachte Licht ins Dunkel

Der aktuelle Abstrich war für Chlamydia trachomatis positiv, die Serologie ergab keinen Hinweis auf eine andere aktive Infektion. Es wurde die Diagnose eines Lymphogranuloma venereum gestellt und eine Therapie mit 100 mg Doxycyclin per os morgens und abends über 21 Tage eingeleitet. Den Patienten bat man darum, seine Sexualpartner zu informieren, damit auch sie behandelt werden können. Sechs Wochen nach Therapiestart war zwar der Abstrich bereits negativ, die Schleimhaut aber noch kirschrot. Drei Monate nach der Diagnose zeigte sie sich dann wieder blassrosa.

Bei rektalen Beschwerden ist es immer wichtig, die Sexualanamnese mit zu erheben, resümierte Dr. Mastnik. In dem beschriebenen Fall führte diese schnell auf die richtige Fährte.

Quelle: 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie

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Der aktuelle Abstrich war für Chlamydia trachomatis positiv. Der aktuelle Abstrich war für Chlamydia trachomatis positiv. © catalin – stock.adobe.com