
Rezidivrate bei Psoriasis über proaktive Therapie verringern

Eine der wichtigsten Säulen der Psoriasistherapie ist die gute Hautpflege. Sie verringert Juckreiz und Schuppenbildung, bremst die epidermale Hyperproliferation und fördert die Differenzierung der Keratozyten. Last but not least erleichtert sie durch Hydratation des Stratum corneum das Eindringen topischer Therapeutika (z.B. Steroide) in die Haut und verstärkt so deren Wirksamkeit. Deshalb wird die Hautpflege heute treffender Basistherapie genannt und sollte dem Patienten dringend ans Herz gelegt werden, erklärte Dr. Sebastian Zimmer, niedergelassener Dermatologe in Merzig.
Teer und Tazaroten werden nicht mehr empfohlen
Die Intensität der spezifischen Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Schuppenflechte.1 Als leicht gilt eine Psoriasis, wenn der Patient im PASI und im dermatologischen Lebensqualitätsindex (DLQI) ≤ 10 Punkte erreicht. Außerdem dürfen höchstens 10 % der Körperoberfläche befallen sein (BSA, Body Surface Area). Bei der leichten Psoriasis genügt im Allgemeinen eine topische Behandlung zusätzlich zur Hautpflege. In der Erstlinie wird die Fixkombination von Calcipotriol (50 µg/g) und Betamethasondiproprionat (0,5 mg/g) einmal täglich empfohlen (Cal/Bet). Alternativ kann „Second Line“ ein topisches Glukokortikoid oder ein Vitamin-D-Analogon als Monotherapeutikum eingesetzt werden. Dithranol kommt vornehmlich im stationären Bereich (in der Drittlinie) zum Einsatz. Teerpräparate und Tazaroten werden nicht mehr empfohlen. Ziel der Therapie ist die komplette Erscheinungsfreiheit oder zumindest weitgehende Abheilung (DLQI und PGA* 0/1).
Nach zwei bis acht Wochen topischer Behandlung sollte das Ansprechen überprüft werden. Wenn sich der Hautbefund hinreichend gebessert hat, schließt sich eine Erhaltungstherapie an. Sie erfolgt ebenfalls vorzugsweise mit einer Fixkombination aus Calcipotriol plus Betamethason, muss aber nur noch ein- bis zweimal in der Woche auf die befallenen Körperregionen aufgetragen werden. Alternativ kann man längerfristig auch ein Monopräparat (topisches Steroid oder Vitamin-D-Analogon) verordnen.
Systemtherapie bei unzureichendem Ansprechen
Der Vorteil der proaktiven Anwendung: Sie kann das Auftreten erneuter Exazerbationen verhindern oder zumindest hinauszögern. Bei unzureichendem Ansprechen auf Topika sorgt eventuell eine systemische Therapie für Abhilfe. In speziellen Situationen gelten individuelle Empfehlungen (siehe Kasten).
Besondere Situationen
- stark entzündliche, aber lokal begrenzte Psoriasis:
TCS Klasse III–IV für 1–3 Wochen, dann wie Initialtherapie - Läsionen an Gesicht oder Intertrigines:
TCS II–III für 1–4 Wochen danach Calcineurininhibitor (off label) - Hand-, Fuß- oder Kopfhautbefall:
TCS III–IV (ggf. okklusiv), dann wie Initialtherapie - ausgeprägte Hyperkeratosen:
Salicylsäure (5–10 %) oder Urea (10–30 %), dann wie Initialtherapie
Sprühschaumeffekt besser als Gel
Einen wesentlichen Einfluss auf Wirksamkeit und Akzeptanz der topischen Psoriasistherapie hat die eingesetzte Galenik. Damit der Patient mitmacht, sollte er in die Entscheidung einbezogen werden – besonders wenn sich die betroffenen Stellen in kritischen Regionen wie dem Kapillitium liegen. Schaumpräparate mit Calcipotriol 50 µg/g plus Betamethason 0,5 mg/g enthalten beide Substanzen in gelöster Form, was die Bioverfügbarkeit erhöht und sich auch in der klinischen Wirksamkeit niederschlägt. Im direkten Vergleich erzielte ein Sprühschaum nach vierwöchiger Anwendung häufiger eine komplette oder fast vollständige Erscheinungsfreiheit als ein Gel mit der gleichen Wirkstoffkombination. In Zukunft ist auch mit neuen Substanzen für die Lokaltherapie zu rechnen. So sprechen erste Studienergebnisse für eine mögliche Wirksamkeit von topischen Januskinase-Inhibitoren und Phosphodiesterase-Hemmern.* Physician global Assessment
Quelle: 1. Körber A et al. J Dtsch Dermatol Ges 2019; Suppl 4: 3-14; DOI: 10.1111/ddg.13810
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