Salvage-Bestrahlung: 64 Gray sind genug

In einer randomisierten Phase-3-Studie prüften Wissenschaftler, ob Männer mit Prostatakrebs nach Prostatektomie von einer erhöhten Strahlendosis profitieren. An der Untersuchung der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) nahmen 350 Patienten mit biochemischer Progression ihres Prostatatumors teil (medianes PSA: 0,3 ng/ml).

Das Forscherteam um Professor Dr. ­Pirus ­Ghadjar, Universitätsklinikum und Universität Bern, bestrahlte jeweils die Hälfte von ihnen mit der herkömmlichen Dosis von 64 Gy bzw. einer erhöhten Dosis von 70 Gy.

Primärer Endpunkt war die bio­chemische Progressionsfreiheit (FFBP). Nach einer medianen Be­ob­achtungs­zeit von 6,2 Jahren betrug sie im Median 8,2 Jahre (64 Gy) versus 7,6 Jahre (70 Gy; HR 1,14; p = 0,4). Die Sechs-Jahres-FFBP-Rate lag bei 62 % gegenüber 61 %. Auch in Bezug auf das klinische progressionsfreie Überleben, das Gesamtüberleben und die Zeit bis zur Hormonbehandlung brachte die höhere Strahlendosis keine Vorteile.

Die gastrointestinale Toxizität hingegen war im Studienarm signifikant erhöht: Späte Grad-2/3-Nebenwirkungen des Magen-Darm-Trakts erlitten in der Kontrollgruppe 7 % (Grad 2) bzw. 4 % (Grad 3). In der 70-Gy-Gruppe waren davon 20 % bzw. 2 % betroffen (p = 0,009).

Erhebungen zur Lebensqualität ergaben keine signifikanten Unterschiede. Die konventionelle Dosis für die Salvage-Radiatio des Prostatabetts nach Entfernung des Organs reiche für Patienten mit früher biochemischer Progression aus, schlussfolgerten die Autoren.

Quelle: Ghadjar P et al. Eur Urol 2021; 80: 306-315; DOI: 10.1016/j.eururo.2021.05.033