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Sargnagel für den Stent bei stabiler Angina Pectoris

Weltweit wird jährlich mehr als eine halbe Millionen Mal eine perkutane koronare Intervention (PCI) durchgeführt. Obwohl bisher keine placebokontrollierten Studien die Wirksamkeit belegten. Das soll sich ändern, dachten Forscher um die Kardiologin Dr. Rasha Al-Lamee vom Imperial College London. An fünf englischen Zentren wurden deshalb Patienten mit symptomatischer schwerer Eingefäßerkrankung (≥ 70 % Stenose) rekrutiert.1 Zunächst optimierten die Ärzte über sechs Wochen die medikamentöse Therapie. Danach durchliefen die Teilnehmer ein umfangreiches Untersuchungsprogramm mit Belastungstest, Symptomfragebogen und Dobutamin-Stress-Echokardiographie.
Größere Blutungen traten bei 5 von 200 Patienten auf
Dann erhielten 105 Patienten eine PCI und 95 eine Placeboprozedur mit kurzeitigem Kathetereinsatz. Die Untersuchungen wurden nach weiteren sechs Wochen wiederholt. Als Maß für den symptomatischen Effekt diente die Zunahme der ergometrischen Belastungszeit. Nach der Intervention hatte die Belastungszeit nur um 16,6 Sekunden gegenüber der Scheinbehandlung zugenommen. In allen Parametern zeigte sich kein signifikanter klinisch relevanter Unterschied zwischen den Gruppen. Unter Placebo traten in vier Fällen führungsdrahtbezogene Komplikationen auf. Ansonsten gab es fünf größere Blutungsereignisse, davon zwei in der PCI-Kohorte.
Der Eingriff bietet also keinen Vorteil. Dies bringt die Leitlinienempfehlungen ins Wanken. Denn sie besagen, dass Patienten mit stabiler Angina pectoris, die trotz optimaler Medikation symptomatisch bleiben, eine PCI erhalten sollten. Basis dafür waren unverblindete Studien, die eine signifikante symptomatische Verbesserung dokumentiert haben.
Doch insbesondere durch invasive Maßnahmen erwarten Patient und Arzt einen starken Effekt, schreiben die Autoren. Deshalb wird dieser leicht überschätzt, zumal symptomatische Auswirkungen subjektiv sind. Und weil keiner die Wirksamkeit bezweifelt, wird eine echte placebokontrollierte Studie sogar für unethisch gehalten, geben die Forscher zu bedenken.
Die Kardiologen Professor Dr. David L. Brown, Washington University School of Medicine in St. Louis, und Dr. Rita F. Redberg, University of California, San Francisco, loben die Studienautoren für ihren Mut und die präzise Durchführung.2 Sie fordern aufgrund der Ergebnisse, die Leitlinien zu überarbeiten und den Stellenwert der PCI zu senken. Fokus sollte künftig auf Medikation und Lebensstiladaptionen liegen.
1. Al-Lamee R et al. Lancet 2018; 391: 31-40
2. Brown DL, Redberg RF. Lancet 2018; 391: 3-4
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