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Schlaganfall oder TIA – Ticagrelor plus ASS bringt geringen Vorteil

Vor allem in der ersten Zeit nach einem ischämischen Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) ist das Risiko für ein erneutes ischämisches Ereignis erhöht, schreiben Dr. S. Claiborne Johnston von der Dell Medical School der Universität Texas und seine Kollegen. Die Wirksamkeit des Thrombozytenaggregationshemmers Ticagrelor in dieser besonders kritischen Phase wurde bereits in einer früheren großen Studie untersucht. Darin zeigte sich kein nennenswerter Unterschied zwischen den beiden Gruppen im Hinblick auf das Auftreten von Schlaganfall, Herzinfarkt oder Tod. Allerdings haben die Forscher damals Ticagrelor als Monotherapie gegen Acetylsalicylsäure verglichen.
Ticagrelor in Kombination mit ASS scheint Patienten mit akutem Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke dagegen etwas besser vor einem erneuten Insult zu schützen als ASS allein. Allerdings ist unter der Kombi mit einem erhöhten Blutungsrisiko zu rechnen. Darauf weisen die Ergebnisse einer großen Vergleichsstudie hin.
Mehr als 11 000 Patienten im Alter von über 40 Jahren, die einen leichten bis mittelschweren akuten Schlaganfall oder eine Hochrisiko-TIA hatten, nahmen an der randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie teil. Die Patienten erhielten innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten der Symptome eine 30-tägige Pharmakotherapie entweder mit Ticagrelor plus ASS oder einem Placebo plus ASS.
Im Ergebnis zeigte die Kombination einen geringen Vorteil gegenüber der Monotherapie: 5,5 % der Patienten in der Ticagrelor-ASS-Gruppe erlitten innerhalb von 30 Tagen nach Studienstart einen erneuten Schlaganfall oder starben. In der Placebogruppe waren es 6,6 %. Durch die Folgeattacke bedingte Behinderungen waren in beiden Gruppen ähnlich häufig (2,7 % vs. 3,5 %). Allerdings traten in der Ticagrelor-ASS-Gruppe bei 0,5 % der Patienten schwere Blutungen auf. In der ASS-Gruppe lag die Rate mit 0,1 % deutlich niedriger.
Quelle: Johnston SC et al. N Engl J Med 2020; 383: 207-217; DOI: 10.1056/NEJMoa1916870
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