Schmerzhafte Ekchymosen breit abklären

Dr. Judith Lorenz

Eine Gerinnungsstörung, Vaskulitis oder ein Lupus erythematodes – die Liste potenzieller Auslöser druckschmerzhafter Hautveränderungen lässt sich beliebig fortführen. Eine Gerinnungsstörung, Vaskulitis oder ein Lupus erythematodes – die Liste potenzieller Auslöser druckschmerzhafter Hautveränderungen lässt sich beliebig fortführen. © iStock/praisaeng

Es gibt eine ganze Reihe internistischer Erkrankungen, an die man bei schmerzhaften Ekchymosen denken muss. Sogar das Gardner-Diamond-Syndrom kommt infrage. Der folgende Fall hatte jedoch eine ganz andere Ursache.

Eine Gerinnungsstörung, Vaskulitis oder ein Lupus erythematodes – die Liste potenzieller Auslöser druckschmerzhafter Hautveränderungen lässt sich beliebig fortführen. Bleibt die diagnostische Abklärung allerdings ergebnislos, sollten Ärzte auch eine artifizielle Problematik in Betracht ziehen, schreiben Dr. Aleksander Markovic und Kollegen von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsklinik Leipzig.

Sie schildern den Fall einer 13-jährigen Patientin, die sich mit multiplen, zum Teil bereits abgeheilten oberflächlichen und scharf begrenzten Ekchymosen sowie Erosionen an Hals und Gesicht vorstellte.

Das ansonsten gesunde Mädchen wies neben der unauffälligen Klinik normwertige Laborparameter auf. Trotz der Tatsache, dass sich schmerzhafte Ekchymosen im Rahmen des seltenen Gardner-Diamond-Syndroms nur in wenigen Fällen im Kopf-Hals-Bereich zeigen, vermuteten die Kollegen die Erkrankung hinter den Hautläsionen. In der anschließenden Biopsie erkannten sie jedoch keine der klinischen Zeichen des Syndroms, etwa eine Extraversion von Erythrozyten in der Dermis mit perivaskulären Lymphozyten.

Ein Exot als Ursache

Auch das seltene Gardner-Diamond- Syndrom geht mit druckschmerzhaften Ekchymosen einher. Die 1–25 cm großen Hautläsionen zeigen sich meist an den oberen und unteren Extremitäten, weniger häufig im Bereich von Kopf und Hals. Vor allem unter psychischer Belastung oder in Stresssituationen entwickeln die Betroffenen – in 90 % der Fälle Frauen – die Ekchymosen. Als diagnostischer Standard gilt eine Injektion von autologen, gewaschenen Erythrozyten in die Dermis, nach der sich die Läsionen ausbilden. Therapeutisch kommen neben Medikamenten wie Psychopharmaka auch Psychiater zum Einsatz.

Damit war der Anfangsverdacht passé und sie stellten die Diagnose selbstinduzierter Hautveränderungen im Sinne von Artefakten. Solche äußeren Traumen lassen sich beispielsweise thermisch herbeiführen, etwa mit einem Glätteisen. Etwas, dass die Patientin nach eigenen Angaben häufig benutzte. Die Kollegen behandelten die Läsionen lokal mit Fusidinsäure und Betamethasoncreme, woraufhin die Zeichen abheilten. Zum Teil blieben Narben zurück. Allerdings stellte sich das Mädchen noch mehrmals wegen neu aufgetretener Effloreszenzen vor. Eine jugendpsychiatrische Vorstellung lehnte die Familie ab. Bei schmerzhaften Ekchymosen sollten Ärzte also neben eingangs erwähnten internistischen und rheumatologischen Erkrankungen auch selbstverletzendes Verhalten in Betracht ziehen, falls Klinik und Labor unauffällig bleiben. Selten kann aber die Ausschlussdiagnose Gardner-Diamond-Syndrom zutreffen.

Quelle: Markovic A, Simon JC, Kirsten HL, Kunz M. „Schmerzhafte artifizielle Ekchymosen an Hals und Gesicht“, Akt Dermatol 2020; 46: 275-277; DOI: 10.1055/a-1030-9425

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Eine Gerinnungsstörung, Vaskulitis oder ein Lupus erythematodes – die Liste potenzieller Auslöser druckschmerzhafter Hautveränderungen lässt sich beliebig fortführen. Eine Gerinnungsstörung, Vaskulitis oder ein Lupus erythematodes – die Liste potenzieller Auslöser druckschmerzhafter Hautveränderungen lässt sich beliebig fortführen. © iStock/praisaeng