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SERD und SERM verbessern PFS numerisch bei metastasiertem HR+/HER2- Brustkrebs

Gegenüber Fulvestrant haben die neuen oralen SERD* den Vorteil einer höheren Bioverfügbarkeit, von der eine erhöhte Effektivität erhofft wird, insbesondere bei Brustkrebs mit ESR1-Mutation. Vielversprechende Daten dazu gab es auf dem vergangenen San Antonio Breast Cancer Symposium, als die Phase-3-Studie EMERALD signifikante Wirksamkeitsdaten für Elacestrant gegenüber Fulvestrant offenlegte. Drei randomisierte Phase-2-Studien mit den oralen SERD Giredestrant und Amcenestrant sowie dem oralen SERM** Lasofoxifen, die nun auf der ESMO-Jahrestagung vorgestellt wurden, erreichten jedoch ihren primären Endpunkt nicht.
Numerische Vorteile für Lasofoxifen
In die offene Phase-2-Studie ELAINE-1 mit Lasofoxifen vs. Fulvestrant waren Personen mit fortgeschrittenem, ESR1-mutiertem HR+/HER2- Mammakarzinom eingeschlossen worden, die auf die vorangegangene First-Line-Behandlung mit einem CDK4/6-Inhibitor plus endokrine Standardtherapie mindestens 12 Monate angesprochen hatten. Hinsichtlich des primären Studienendpunkts, dem medianen PFS, ergab sich mit 6,04 Monaten vs. 4,04 Monaten lediglich ein numerischer Vorteil für den SERM (HR 0,699; p = 0,138). Das galt auch für die klinische Benefitrate (CBR: 36,5 % vs. 21,6 %) und die objektive Ansprechrate (ORR: 13,2 % vs. 2,9 %). Allerdings waren nach einem Jahr mit 30,7 % vs. 14,1 % noch doppelt so viele Teilnehmende in Prüfarm vs. Kontrolle ohne Tumorprogression, berichtete Prof. Dr. Matthew P. Goetz von der Mayo Clinic in Rochester.1
Angesichts der deutlichen numerischen Vorteile empfahl Prof. Dr. Shaheenah Dawood, Mediclinic City Hospital, Dubai, die die Ergebnisse kommentierte, die Substanz in größeren Studien zu validieren.2
Ernüchternde Daten für Giredestrant
In den beiden randomisierten Phase-2-Studien acelERA und AMEERA-3 mit den oralen SERD Giredestrant und Amcenestrant hatten die Teilnehmenden 1–2 systemische Vorbehandlungen für die fortgeschrittene Erkrankung erhalten, u.a. einen CDK4/6-Inhibitor. Im Kontrollarm wurde jeweils eine endokrine Monotherapie nach Wahl der Ärztin bzw. des Arztes eingesetzt. Primärer Studienendpunkt war jeweils das PFS.
Prof. Dr. Miguel Martin Jimenez, Hospital Gregorio Maranon, Madrid, präsentierte die Ergebnisse der acelERA-Studie nach einem medianen Follow-up von knapp acht Monaten.3 Unter Giredestrant erreichten die Patient:innen mit 5,6 Monaten vs. 5,4 Monate einen kleinen numerischen medianen PFS-Vorteil (HR 0,81; p = 0,1757) bei höherer ORR (12,6 % vs. 7,2 %; Odds Ratio 1,87) und höherer CBR (31,8 % vs. 21,1 %; OR 1,79). Ein signifikanter medianer PFS-Vorteil ergab sich im Prüfarm mit 5,3 Monaten vs. 3,5 Monate für die Subgruppe der ESR1-mutierten Personen (HR 0,60; p = 0,0610), so der Referent. Die Diskutantin Prof. Dawood wies jedoch darauf hin, dass nur etwa 40 % der Betroffenen mit einem CDK4/6-Inhibitor vorbehandelt waren.
ELAINE-1: Lasofoxifen verringert MAF
Eine explorative Analyse weise darauf hin, dass Lasofoxifen verglichen mit Fulvestrant die ESR1-mutierten Allelfraktionen (MAF) deutlich reduziere (-87,1 % vs. -14,7 %), so Prof. Goetz. Das zeigte sich auch für Patient:innen mit Y537S-Mutation. Hier erreichte der SERM eine Verringerung der Y537S-MAF um -89 %, während sich in der Kontrollgruppe eine Zunahme um +82 % ergab.
Auch kein PFS-Vorteil für Amcenestrant
In der AMEERA-3-Studie mit Amcenestrant waren immerhin rund 80 % der Patient:innen mit einem CDK4/6-Inhibitor vorbehandelt. Alle Teilnehmenden litten an einem endokrinresistenten HR+/HER2- Mammakarzinom. In der Kontrollgruppe hatten sie mehrheitlich (~90 %) Fulvestrant erhalten. Die PFS-Kurven verliefen nahezu deckungsgleich, mit einem medianen PFS von 3,6 Monaten im Prüfarm vs. 3,7 Monate in der Kontrolle (HR 1,051; p = 0,6437). Numerische Vorteile zeigten sich für die Subgruppe der ESR1-mutierten Personen (medianes PFS: 3,7 Monate vs. 2,0 Monate; HR 0,9), berichtete Prof. Dr. Sara Tolaney, Dana Farber Cancer Center, Boston.4
Die Zukunft der oralen SERD bei Vorliegen einer Endokrinresistenz sieht die Kommentatorin Prof. Dawood in Kombinationen mit anderen zielgerichteten Substanzen. Für den SERM Lasofoxifen sei nicht auszuschließen, dass der Wirkstoff effektiver ist als Fulvestrant. Dies müsse in klinischen Studien weiter validiert werden. Für die Therapieentscheidung sei es nicht ausreichend, metastasierte Tumoren nur anhand des HR-Status oder durch den Nachweis einer ESR1-Mutation zu charakterisieren. Prof. Dawood: „Wir müssen Patient:innen nach CDK4/6-Inhibitor-Versagen besser selektieren, um zu erkennen, welche Personen weiterhin endokrinsensitiv sind.“
* Selektiver Östrogenrezeptor-Degrader
** Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren
Quellen:
1. Goetz MP et al. ESMO 2022; Abstract LBA20
2. Dawood S. ESMO 2022; Mini Oral Session: Breast Cancer, metastatic
3. Jimenez MM. ESMO 2022; Abstract 211MO
4. Tolaney S. ESMO 2022; Abstract 212MO
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