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AGO Mamma aktualisiert Empfehlungen zu metastasiertem Brustkrebs

Die endokrine Therapie behält unabhängig vom Klimakteriumsstatus beim metastasierten HR+ Mammakarzinom ihre Doppelplus-Empfehlung (++). Für die postmenopausale Situation wertete die AGO Mamma die endokrine Monotherapie mit Fulvestrant oder einem Aromatasehemmer ab (jeweils 1b A +). Hintergrund ist der durch randomisierte Studien belegte und durch Real-World-Daten untermauerte Gesamtüberlebensnachteil der rein endokrinen Therapie, sagte Professor Dr. Marc Thill, Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt.
Eine viszerale Krise rechtzeitig abwenden
Als Option der ersten Wahl favorisiert er die endokrinbasierte Kombinationstherapie, solange kein akutes Organversagen im Sinne einer viszeralen Krise droht. Es gehe aber auch darum, die viszerale Krise rechtzeitig abzuwenden. Gerade bei symptomatischen Patientinnen stelle sich daher im klinischen Alltag immer wieder die Frage, wann in der Erstlinie eine Chemotherapieindikation bestehe. Dies wird derzeit in der PADMA-Studie bei Frauen mit HR+, HER2- metastasiertem Brustkrebs validiert. Die Untersuchungsarme umfassen Chemo +/- endokrine Therapie und endokrine Therapie + Palbociclib.
Eine neue Option bietet die Kombination aus dem PIK3-Inhibitor Alpelisib und Fulvestrant bei postmenopausalen Patientinnen mit HER2- metastasiertem Mammakarzinom und nachgewiesener PIK3CA-Mutation (1b B +). Alpelisib ist in Deutschland zwar noch nicht zugelassen, aber im Rahmen eines Excess-Programms einsetzbar, betonte der Referent.
Die AGO-Empfehlung basiert auf den Daten der SOLAR-1-Studie mit postmenopausalen Frauen, die zuvor mit einem Aromatasehemmer therapiert wurden. Unklar bleibt, welche Rolle die Vorbehandlung spielt. In einer Subauswertung, bei allerdings kleiner Fallzahl, profitierten Betroffene auch nach vorheriger CDK4/6-Inhibition, erklärte Prof. Thill.
Die PARP-Inhibition als Option für HER2-/gBRCA+ metastasierten Brustkrebs wurde aufgrund der OlympiAD- und EMBRACA-Studien aufgewertet. Olaparib erhielt sogar eine Doppelplus-Bewertung (1b A ++), so Professor Dr. Michael Untch, Helios Klinikum Berlin-Buch. In OlympiAD profitierten insbesondere Frauen, die Olaparib in der Erstlinie erhalten hatten – mit einer medianen Überlebenszeitverlängerung um 7,9 Monate (HR 0,51).
Keinen Konsenz gibt es hingegen hinsichtlich der Frage, ob gBRCA+ Patientinnen zuerst einen CDK4/6- oder einen PARP-Inhibitor erhalten sollen. Die Mehrheit spricht sich jedoch für die CDK4/6-Inhibition aus. Prof. Untch setzt eher auf PARP-Hemmer und diskutiert die Optionen immer mit seinen Patientinnen. Er empfahl, für den klinischen Alltag einen Therapiealgorithmus zu erarbeiten. Ein Problem sah er bei der BRCA1/2-Testung. Die Testrate sei bundesweit deutlich zu niedrig – speziell bei HR+ Brustkrebs. Prof. Thill und Prof. Untch forderten, anfangs alle Betroffenen auf BRCA, PIK3 und PD-L1 zu testen.
Optionen abseits der Chemotherapie erwägen
Die Kombination aus Abemaciclib, Fulvestrant und Trastuzumab gilt nun als Möglichkeit für den Einzelfall bei HER2+/HR+ metastasiertem Mammakarzinom, wenn zuvor die etablierten anti-HER2-gerichteten Optionen gegeben wurden (2b B +/-). Das Trio ist „sogar einer Chemo überlegen“, kommentierte Prof. Untch die monarcHER-Daten. Triggert vor allem die HER2-Positivität die Karzinomaggressivität, sollte man eine Induktion mit Chemotherapie plus anti-HER2-gerichteter Substanz und danach eine endokrine/anti-HER2-gerichtete Erhaltung erwägen. Dadurch kann man das progressionsfreie Überleben verlängern (2b B +).
Quelle: AGO Mamma State of the Art Meeting 2020
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