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Sichelzellkrankheit wird in Deutschland häufiger

Bei der Sichelzellkrankheit wird aufgrund eines Aminosäureaustauschs im β-Globin-Locus auf Chromosom 11 Sichelzellhämoglobin (HbS) synthetisiert. Häufige Genotypen sind die homozygote HbSS-Sichelzellkrankheit, die HbS-β-Thalassämie und die HbSC-Krankheit, schreiben Dr. Laura Distelmaier von der Klinik für Innere Medizin am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin und Kollegen. Es gibt weitere, seltenere Kombinationen, bei denen auf einem Allel die HbS-Anomalie liegt und auf dem anderen Allel eine andere Variante des β-Globin-Locus. Der Begriff Sichelzellkrankheit umfasst demnach eine ganze Gruppe von Erkrankungen.
Klinisch symptomatisch werden betroffene Patienten erst nach dem zweiten Lebensmonat, da dann das fetale Hämoglobin (HbF) abfällt. Die Erkrankung wird in Deutschland oft erst spät diagnostiziert, u.a. weil es kein Neugeborenen-Screening von Risikogruppen gibt. Eine frühzeitige Diagnostik und interdisziplinäre Behandlung können jedoch die Prognose betroffener Patienten positiv beeinflussen.
Wie entstehen die Symptome der Sichelzellkrankheit?
- HbS präzipitiert in desoxygeniertem Zustand, die Erythrozyten nehmen Sichelform an und verlieren ihre Verformbarkeit.
- Dies zieht eine Hämolyse nach sich und es kann zum Verschluss kleiner Gefäße kommen.
- Akut treten Gewebeischämien mit Organ- oder Knocheninfarkten auf.
- Langfristig werden Organschäden und Gefäßveränderungen beobachtet.
- Unterkühlung
- Infekte
- Exsikkose
Jeder Vierte erleidet bis zum 45. Lebensjahr einen Apoplex
Das akute Thoraxsyndrom zählt zu den häufigsten Todesursachen von erwachsenen Patienten mit Sichelzellkrankheit. Durch Auslöser wie Infekte, Fett- oder Thromboembolien kommt es zu einer Sequestration von Blut in den Lungengefäßen. Behandelt wird überwiegend supportiv mit Sauerstoffgabe, Antibiotika und ggf. Transfusionen oder Austauschtransfusionen.Transfusionen ja oder nein?
Weniger Komplikationen unter Hydroxycarbamid
Mit fortschreitendem Alter kommt es zunehmend zu chronischen Komplikationen wie restriktiver Lungenerkrankung, pulmonaler Hypertonie, restriktiver Kardiomyopathie, Ischämien, Infarkten, Niereninsuffizienz, Gallensteinen, Hörverlust u.v.m., die eine interdisziplinäre Therapie erfordern. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es außer der Transfusion (s. Kasten)? Hydroxycarbamid senkt das Risiko akuter und chronischer Komplikationen bei mehr als zwei Drittel der Patienten. Es erhöht die Produktion von fetalem Hämoglobin und entfaltet weitere positive Effekte wie Nephroprotektion und Herunterregulation der Hyperkoagulation. Neue Medikamente und Therapieansätze wie die gentherapeutische Korrektur der HbS-Anomalie sind in Erprobung.Quelle: Distelmaier L et al. Internist 2020; 61: 754-758; DOI: 10.1007/s00108-020-00822-z
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