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Cartoon Gesundheitspolitik
Sorge um adipöse Kinder wächst: „Wir haben keine Geduld mehr“

Mehr als 2000 Ärztinnen und Ärzte – darunter 1300 Kinder- und Jugendärzte, 222 Diabetologen und 58 Professoren der Medizin – drängen die Berliner Politiker dazu, endlich gegen Fehl-ernährung aktiv zu werden. Unterstützt wird das von BVKJ, Deutscher Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Verbraucherorganisation foodwatch initiierte Schreiben von zahlreichen medizinischen Fachgesellschaften sowie von der Techniker Krankenkasse (TK) und dem AOK-Bundesverband.
„Globale Adipositas-Epidemie“ auch in Deutschland sichtbar
Mit nationalen wie internationalen Zahlen machen die Autoren des Briefs die inzwischen „globale Adipositas-Epidemie“ deutlich, die auch Deutschland betrifft. So gelten hierzulande laut KiGSS-Studie 15 % der Kinder und Jugendlichen von drei bis 17 Jahren als übergewichtig oder adipös (BMI ≥ 25), 6,3 % aller untersuchten Kinder sind adipös (BMI ≥ 30). Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren habe der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 % zugenommen, der Anteil adipöser Kinder habe sich sogar verdoppelt.
Aus dem Brief der Ärzte an die Bundespolitiker
- eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwert-Ampel
- Beschränkungen der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung
- verbindliche Standards für die Schul- und Kitaverpflegung
- steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen zu entwickeln
Ärzte haben kein Vertrauen in Freiwilligkeit der Industrie
„Bitte machen Sie Ernst mit der Prävention von Adipositas, Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Krankheiten“, lautet der Appell der Ärzte und Unterstützer an die Budeskanzlerin, ihre Minister und die Parteivorsitzenden. „All diese Maßnahmen erfordern keine große Bürokratie, aber wir hätten die Chance, die Adipositas-Welle aufzuhalten und umzukehren“, ist Dr. Dietrich Garlichs, Beauftragter des Vorstands der DDG, überzeugt. „Den Tsunami der Lebensstilerkrankungen kann man nicht mit kosmetischen Maßnahmen stoppen.“ Die neue Bundesregierung hat bereits eine „nationale Strategie für die Reformulierung von Lebensmitteln“ angekündigt. Vom Effekt zeigen sich die Autoren allerdings nicht überzeugt, da bei der Umsetzung auf Freiwilligkeit der Industrie gesetzt wird. Zudem lehnt die neue Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) wie schon ihr Vorgänger Christian Schmidt (CSU) Steueränderungen und Nährwert-Ampel ab. Kritiker vermuten dahinter Interessenskonflikte zwischen Agrarpolitik und Verbraucherschutz. Sie fordern die Anbindung beider Bereiche in verschiedenen Ministerien. Es sei naiv, wenn die Regierung auf Freiwilligkeit setze, sagte dazu Oliver Huinzinga von foodwatch. Die Gewinnspanne bei Zucker sei schließlich dreimal so hoch wie bei Obst und Gemüse. „Ministerin Klöckner täte gut daran, auf die Stimmen aus der Fachwelt zu hören.“ Äußerungen seitens des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde lassen an einer konsequenten Umsetzung von Selbstverpflichtungen zweifeln. Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes, erklärte: „Wir als Lebensmittelwirtschaft benötigen keine Belehrungen von Interessengruppen.“Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).