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Entspanner bringen eher nichts bei „Rücken“

Rückenprobleme waren in den vergangenen 30 Jahren weltweit die häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und sind somit ein relevanter sozioökonomischer Faktor. Wenn übliche Schmerzmittel nicht helfen, greifen Arzt und Patient gern zu Muskelrelaxanzien.
Empfehlungen sind widersprüchlich
Doch deren Nutzen-Risiko-Profil bei unspezifischen Kreuzschmerzen ist ungewiss. Die Positionen internationaler Guidelines widersprechen einander, der Empfehlungsgrad schwankt zwischen ja, nein und keine Angaben. Trotzdem rangieren Muskelrelaxanzien in den Verschreibungslisten auf Platz drei. Forscher um Dr. Aidan Cashin vom Centre for Pain IMPACT, Neuroscience Research Australia, wollten Klarheit. Aus internationalen Datenbanken wählten sie für ihre Metaanalyse 31 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 6.505 Patienten aus. In allen Arbeiten hatte man verschiedene Muskelrelaxanzien gegen Placebo, übliche Versorgung oder keinerlei Behandlung getestet. Bei den Wirkstoffen handelte es sich um:
- antispastische Substanzen wie Baclofen oder Dantrolen
- Benzodiazepine wie Diazepam
- Nicht-Benzodiazepin-Spasmolytika wie Methocarbamol, Tizanidin oder Tolperison
Wie die Ergebnisse zeigten, war in puncto unspezifischer Kreuzschmerz die Evidenz für alle muskelrelaxierenden Wirkstoffe sehr gering bis höchstens moderat. Die besonders häufig verordneten Nicht-Benzodiazepin-Spasmolytika führten binnen zwei Wochen kaum zu einer klinisch relevanten Schmerzlinderung (maximal 8 Punkte auf einer Skala von 0–100). Auch auf die Schmerzintensität 3 bis 13 Wochen später und die Arbeitsunfähigkeit zu allen Messzeitpunkten hatten diese Spasmolytika nur geringen bis gar keinen Effekt.
Dafür scheinen sie das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit potenziell leicht zu erhöhen, was die Therapietreue der Patienten aber kaum bis gar nicht schmälerte.
Betroffene aufklären über Nutzen-Risiko-Verhältnis
Den Autoren zufolge erlaubt die aktuelle Datenlage keine generelle Empfehlung von Nicht-Benzodiazepin-Spasmolytika beim unspezifischen Kreuzschmerz. Vielmehr sollten die Betroffenen über den geringen Nutzen und mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt werden und die Therapieentscheidung dann mehr oder weniger selbst treffen. Große, qualitativ hochwertige Studien seien überfällig, um alle Ungewissheiten hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit aus dem Weg zu räumen.
Quelle: Cashin AG et al. BMJ 2021; 374: n1446; DOI: 10.1136/bmj.n1446
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