Stationäre Typ-2-Diabetespatienten profitieren von künstlichem Pankreas

Dr. Judith Lorenz

 Eine automatisierte Insulingabe ist auch bei Typ 2 von Vorteil. Eine automatisierte Insulingabe ist auch bei Typ 2 von Vorteil. © iStock/kckate16

Bei vielen Typ-2-Diabetespatienten kann während eines stationären Aufenthalts mittels konventioneller subkutaner Insulintherapie keine adäquate Blutzuckereinstellung gewährleistet werden. Abhilfe verspricht der Einsatz eines künstlichen Pankreas. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie.

Der Grund für die schwierige glykämische Kontrolle sind vielfältige Störfaktoren: Unter anderem beeinflussen während der Hospitalisierung Erkrankungen, Veränderungen der Ernährung sowie Medikamentennebenwirkungen den Blutzuckerhaushalt der Patienten.

Closed-Loop-Systeme, die die Funktion der gesunden Bauchspeicheldrüse nachahmen und die Insulinabgabe automatisch an den Glukosespiegel anpassen, scheinen – insbesondere bei Typ-1-Diabetes­patienten – die glykämische Kon­trolle zu verbessern. Ob auch Typ-2-Diabetes­patienten von dieser Technologie profitieren, hat Dr. Dr. Lia Bally von der Universitätsklinik Bern zusammen mit weiteren schweizerischen und britischen Kollegen untersucht.

Glykämische Kontrolle gelingt besser mit Closed-Loop-System

Teilnehmer der Studie waren 136 erwachsene Typ-2-Diabetespatienten, die auf einer Allgemeinstation behandelt wurden und eine subkutane Insulintherapie benötigten. Gemäß Randomisierung erfolgte bei 70 Patienten die Blutzuckereinstellung mithilfe eines Closed-Loop-Systems und bei 66 Patienten in Form der konventionellen subkutanen Insulingabe. Eine prandiale Insulin-Bolusgabe sah das Studienprotokoll nicht vor.

Primärer Studienendpunkt war die glykämische Kontrolle innerhalb von 15 Tagen bzw. bis zur Klinikentlassung, gemessen als prozentualer Anteil der Zeit, währenddessen der Glukosesensor einen Blutzuckerspiegel im Zielbereich (100–180 mg/dl) registrierte. Die sekundären Outcome-Parameter umfassten u.a. die Zeit außerhalb des Blutzuckerzielbereichs sowie die Häufigkeit schwerer Hyper- bzw. Hypoglykämien. Bezüglich der glykämischen Kontrolle erwies sich das Closed-Loop-System als vorteilhaft: Die so behandelten Patienten verbrachten im Durchschnitt fast zwei Drittel der Zeit innerhalb des Blutzucker-Zielbereichs, die Kontrollgruppe hingegen nur gut 40 % der Zeit (p < 0,001).

Nebenwirkungen in beiden Gruppen ähnlich häufig

Blutzuckerwerte oberhalb des Zielbereichs betrafen im Mittel knapp ein Viertel der Patienten mit dem Closed-Loop-System, aber fast die Hälfte der konventionell geführten Patienten (p < 0,001). Klinisch relevante Hyperglykämien (Blutzucker > 360 mg/dl) mit Ketonämie traten bei keinem Patienten auf. Bezüglich des Hypoglykämierisikos sowie der durchschnittlich pro Tag verabreichten Insulindosis unterschieden sich die beiden Studiengruppen nicht.

Der vom Glukosesensor gemessene durchschnittliche Blutzuckerwert war in der Closed-Loop-Gruppe allerdings signifikant niedriger (154 vs. 188 mg/dl; p < 0,001). Therapiebedingte Nebenwirkungen traten in beiden Studiengruppen ähnlich häufig auf: Je drei Patienten klagten über Irritationen an der Applikationsstelle. In der Closed-Loop-Gruppe verzeichneten die Studieninitiatoren zudem drei technische Fehlfunktionen.

Fazit für die Praxis

Stationär behandlungsbedürftige Typ-2-Diabetespatienten, so das Fazit der Wissenschaftler, profitieren hinsichtlich der Blutzuckerkontrolle von automatisierten Closed-Loop-Systemen. Ein erhöhtes Hypoglykämierisiko ist beim Einsatz der „künstlichen Bauchspeicheldrüse“ offenbar nicht zu befürchten. Bevor die Technologie jedoch Einzug in den klinischen Alltag halten kann, sind verschiedene praktische Aspekte, beispielsweise die Vereinfachung der Handhabung sowie die Kostenbelastung, zu erörtern. Ein erster Schritt hin zu einer flächendeckenden Nutzung der Systeme ist laut Studienautoren ihre Integration in die Klinikabläufe, inklusive der elektronischen Datenverarbeitung, verbunden mit der Ausbildung des entsprechenden Fachpersonals.

Quelle: Bally L et al. N Engl J Med 2018; 379: 547-556

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 Eine automatisierte Insulingabe ist auch bei Typ 2 von Vorteil. Eine automatisierte Insulingabe ist auch bei Typ 2 von Vorteil. © iStock/kckate16