
Stößt auf Zustimmung

Die funktionelle Dyspepsie (FD) ist durch frühe Sättigung, postprandiales Völlegefühl und epigastrische Schmerzen charakterisiert. Häufig kommen ein aufgeblähter Oberbauch, Übelkeit und Aufstoßen hinzu. Um die Kriterien einer FD zu erfüllen, müssen die Beschwerden chronisch und andere mögliche Ursachen ausgeschlossen sein, schreibt das internationale Expertenteam um Dr. Lucas Wauters vom Universitätshospital Löwen.
Es werden zwei wesentliche Subtypen unterschieden. Beim PDS (postprandial distress syndrome) handelt es sich um einen Beschwerdekomplex mit früher Sättigung und Völlegefühl nach der Mahlzeit. Das EPS (epigastric pain syndrome) charakterisieren dagegen epigastrische Schmerzen unabhängig von der Nahrungsaufnahme.
Helicobacter-Eradikation kann helfen
Da viele Patienten zusätzlich unter Sodbrennen und saurem Aufstoßen leiden, gilt es eine gastrointestinale Refluxkrankheit (GERD) sorgfältig durch Symptomfragebögen von der funktionellen Dyspepsie abzugrenzen. Ähnliches trifft auch für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu, ebenfalls gehäuft bei FD.
Die FD verursacht enorme Gesundheitskosten, führt zu einer Reduktion der Arbeitsproduktivität mit vielen Fehltagen und nicht zuletzt zu einem Verlust an Lebensqualität. Häufig haben die Patienten auch Komorbiditäten wie Angststörungen oder Depression.
Insgesamt sind Frauen von einer FD häufiger betroffen. Mögliche Trigger sind akute gastrointestinale Infekte und Angststörungen. Aus pathophysiologischer Sicht vermutet man, dass Mechanismen wie eine verzögerte Magenentleerung, eine Hypersensitivität gegenüber Magendehnungsreizen oder gestörte zentrale Prozesse bei der Verarbeitung von Reizen aus der Gastroduodenalregion dahinter stecken.
Für die Diagnose wird einmal der obere gastrointestinale Bereich zum Ausschluss anderer Ursachen endoskopisch untersucht. Liegen keine Alarm- oder Risikofaktoren vor, stufen die Experten dieses Vorgehen aber als optional ein. Eine Untersuchung auf H. pylori sollte stets erfolgen, denn bei einem Teil der Patienten mit H.-pylori-positiver Gastritis gehen die dyspeptischen Beschwerden nach der Eradikation zurück. Erst wenn dies nach 6–12 Monaten nicht der Fall ist, kann man von einer funktionellen Dyspepsie ausgehen. Ein sehr kleiner Teil des Expertengremiums empfiehlt Oberbauch-Sonographie, Magen-Entleerungstest und Ösophagus-pH-Messung. Ein Konsensus konnte diesbezüglich nicht erzielt werden.
Trizyklische Antidepressiva als Alternative
Die einzigen Therapieempfehlungen, auf die sich zumindest 80 % der Spezialisten einigen konnten, waren die Gabe von PPI und der Einsatz von Nutritiva bei starkem Gewichtsverlust. Außerdem könnte eine Anpassung der Ernährung in Richtung viele kleinere Mahlzeiten und Verzicht auf sehr fettreiches Essen die Symptome in der Regel ebenfalls positiv beeinflussen – auch wenn entsprechende Interventionsstudien fehlen. Führen diese Behandlungen nicht zum Erfolg, bleibe bei EPS noch der Versuch mit trizyklischen Antidepressiva.
Andere Optionen wie Prokinetika, Mirtazapin bei Gewichtsverlust, 5-HT1A-Rezeptoragonisten bei vorzeitiger Sättigung, Cannabis oder Hypnotherapie fanden dagegen weniger Zustimmung. Einigkeit herrschte aber darüber, dass man die Patienten beruhigen kann: Die Langzeitprognose ist bei den allermeisten sehr günstig.
Quelle: Wauters L et al. United European Gastroenterol J 2021; 9: 307-331; DOI: 10.1002/ueg2.12061
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