Therapie der Gelenkerkrankung ist weiterhin schwierig

Dr. Dorothea Ranft

Ausgeprägte beidseitige Gonarthrose mit Knorpelverlust bei einem 87-jährigen Patienten. Ausgeprägte beidseitige Gonarthrose mit Knorpelverlust bei einem 87-jährigen Patienten. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Die Behandlung der Arthrose fußt auf Gewichtsreduktion, Training, NSAR und Opioiden. Doch wie werden aktuell Optionen wie intraartikuläre Injektionen von Glukokortikoiden bzw. Hyaluronsäure und Nahrungsergänzungsmittel eingestuft und was bringen die medikamentösen Hoffnungsträger?

Ein entscheidender Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthrose ist das Alter. Mit zunehmenden Lebensjahren verringert sich nicht nur die Dicke des Knorpels, auch seine Zusammensetzung ändert sich. Von Bedeutung sind zudem unphysiologische Belastungen durch Fehlstellungen wie eine Valgus­deformität im Kniegelenk. Der Faktor Übergewicht, wirkt sowohl über die mechanische Belastung deletär als auch über die hormonelle Aktivität des Fettgewebes. Außerdem sezernieren die Adipozyten proinflam­matorische Zytokine wie Interleukin-6 und Tumornekrosefaktor.

Bei Arthrose im Hüft- oder Kniegelenk kann bereits eine Gewichtsabnahme um 5 % die Schmerzen merklich lindern und die Beweglichkeit erhöhen. Langfristig sollte allerdings eine Minderung um mindestens 10 % angestrebt werden, besser noch 20 %, empfehlen Dr. ­Marco ­Krasselt und Prof. Dr. ­Christoph ­Baerwald vom Universitätsklinikum ­Leipzig. 

Wichtiger Pfeiler der Therapie ist körperliche Aktivität. Die Kombination von Kraft- und Ausdauertraining bessert nachweislich die artikuläre Funktion. Als gelenkentlastende Sportarten bieten sich an:

  • Radfahren
  • Wassergymnastik
  • Nordic Walking
  • Skilanglauf

Auch Tai-Chi und Yoga können die degenerative Erkrankung günstig beeinflussen. Das Bewegungstraining steigert den Proteoglykangehalt des Knorpels und verbessert so dessen dämpfende Eigenschaften.

Basis der medikamentösen Therapie bilden NSAR, mit ihrer Hilfe wird körperliche Aktivität oft erst möglich. Allerdings sind zahlreiche Kontraindikationen zu beachten. Bei Gegenanzeigen für ­NSAR lohnt der Versuch mit ­Paracetamol. Niederpotente ­Opioide wie ­Tramadol kommen als Alternative oder bei mangelndem Ansprechen in Betracht.

Lokale NSAR helfen vor allem bei Gonarthrose

Lokale NSAR eignen sich vor allem zur Behandlung der Gon­arthrose, beim Hüftgelenk ist der Abstand von der Haut zum Gelenk zu groß. Bei Hand- und Fingergelenkarthrose ist die Anwendung aus praktischen Gründen schwierig.

Duloxetin ist nicht für die Indikation Arthrose zugelassen, kann aber bei Patienten mit Depression oder generalisierter Angststörung vorteilhaft sein. Der Nutzen intra­artikulärer Hyaluronsäure-Injektionen wird weiterhin kontrovers diskutiert, auch wenn Studiendaten die antientzündliche Wirkung belegen. Den geschädigten Knorpel durch Matrixbestandteile wie Chondroitin und Glykosaminoglykane wiederaufzubauen, scheint vor allem für das frühe Krankheitsstadium erfolgversprechend. Allerdings können entsprechende Nahrungsergänzungsmittel aufgrund der widersprüchlichen Datenlage nicht generell empfohlen werden. Wegen des wahrscheinlich eher geringen Effekts eignen sie sich nach Einschätzung der Autoren am ehesten zur begleitenden Behandlung. 

Zur intraartikulären Therapie von Patienten mit aktivierter Gon- oder Coxarthrose können Glukokortikoide wie ­Triamcinolon eingesetzt werden, wobei die Injektionen höchstens dreimal im Jahr erfolgen sollten. Dabei ist das erhöhte Infektionsrisiko zu beachten. Als Kontraindikationen gelten u.a. erregerbedingte Hauterkrankungen in Gelenknähe.

Antirheumatika unwirksam, Tanezumab durchgefallen

Bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis bewährte Medikamente wie Methotrexat, TNF-Blocker und Interleukin-1-Inhibitoren haben sich bei Arthrose als unwirksam erwiesen. Mit einem Fehlschlag endete auch die Entwicklung des Antikörpers ­Tanezumab, der sich gegen den Nervenwachstumsfaktor NGF richtet. Die Substanz schnitt in Studien zur analgetischen Wirkung nicht besser ab als NSAR. Außerdem traten vermehrt unerwünschte Effekte wie die rasche Progression der Arthrose auf.

Auch ­Lorecivivint konnte in einer Phase-2-Studie nicht überzeugen. Das Small ­Molecule hemmt einen Signalweg, der mit dem Auftreten und der Verschlimmerung einer Arthrose assoziiert ist. Der primäre Endpunkt, eine Besserung im WOMAC-Score im Vergleich zu Placebo in Woche 13, wurde jedoch verfehlt. Die Resultate aus einer Phase-3-Studie stehen derzeit aus.

Quelle: Krasselt M, Baerwald C. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 344-348; DOI: 10.1055/a-1612-6927

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Ausgeprägte beidseitige Gonarthrose mit Knorpelverlust bei einem 87-jährigen Patienten. Ausgeprägte beidseitige Gonarthrose mit Knorpelverlust bei einem 87-jährigen Patienten. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.