Tierisch guter GLP1-RA

Ulrike Viegener

Basis für den neuen GLP1-RA liefert das Gift der Gila-Krustenechse. Basis für den neuen GLP1-RA liefert das Gift der Gila-Krustenechse. © vaclav – stock.adobe.com

GLP1-Rezeptoragonisten ähneln strukturell dem humanem GLP1. Für ihren Effekt auf das kardiovaskuläre und renale Risiko scheint dies aber unerheblich. In einer neuen Studie zeigte der Exendin-4-basierte Wirkstoff Efpeglenatid, der nur einmal wöchentlich angewendet wird, klare Benefits.

Insgesamt 4.076 Hochrisikopatienten von 344 Zentren in 28 Ländern konnten die Studienautoren um Professor Dr. Hertzel Gerstein vom Population Health Research Institute in Hamilton für die Studie gewinnen. Neben einem Typ-2-Dia­betes wiesen die Teilnehmenden eine positive Anamnese für eine koronare Herzerkrankung, PAVK bzw. Schlaganfall oder eine bestehende Nierenerkrankung auf. Zusätzlich musste mindestens ein weiterer kardiovaskulärer Risikofaktor vorliegen. 

Auf drei Gruppen verteilt erhielten die Patienten entweder 4 mg oder 6 mg Efpeglenatid oder ein Placebo als einmal wöchentliche subkutane Injektion.

Signifikanter Herz- und Nierenschutz

Als primärer Studienendpunkt diente das erste Auftreten schwerer kardiovaskulärer Komplikationen, sogenannte MACE (engl. für Major Adverse Cardiovascular Events). Dazu zählen nicht-letale Herzinfarkte und Schlaganfälle oder kardiovaskuläre bzw. unklare Todesfälle. Um den Effekt auf das renale Outcome abzuschätzen, betrachtete man zudem die potenzielle Verschlechterung der Nierenfunktion oder Manifestation einer Makroalbuminurie.  MACE ereigneten sich während des medianen Follow-ups von 1,81 Jahren bei 189 Personen (7,0 %) unter Efpeglenatid sowie bei 125 Teilnehmenden (9,2 %) unter Placebo. Damit standen sich 3,9 vs. 5,3 schwere kardiovaskuläre Ereignisse in 100 Personenjahren gegenüber (p < 0,001 für Nicht-Unterlegenheit). Eine Abnahme der Nierenfunktion bzw. Makroalbuminurie wurde bei 353 Patienten (13 %) bzw. 250 Patienten (18,4 %) erkannt (p < 0,001). Die günstigen Effekte des GLP1-Rezeptoragonisten schienen unabhängig von der Einnahme eines SGLT2-Hemmers aufzutreten, was die Autoren bei Gruppeneinteilung berücksichtigt hatten. Negativ schlugen gastrointestinale Nebenwirkungen zu Buche: Diarrhö, Obstipation, Übelkeit, Erbrechen und Blähungen traten unter Efpeglenatid häufiger als unter Placebo auf (1,2 % vs. 0,4 %). 

Günstige endotheliale und mikrovaskuläre Effekte

Wie die Autoren betonen, bestätigt die Studie die günstigen Effekte, die unter anderen GLP1-Rezeptor­agonisten beschrieben sind, an einer Hochrisikopopulation. Entsprechend hoch ist die MACE-Rate in der Placebogruppe, die durch Efpeglenatid um 27 % gesenkt wurde bei gleichzeitiger Reduktion renaler Funktionsverschlechterung um 32 %.  Ihre Ergebnisse deuten die Forschenden als Hinweis darauf, dass sich die positiven Effekte der GLP1-Rezeptor­agoisten nicht auf ihre strukturelle Ähnlichkeit zum humanen GLP1 zurückführen lassen, da Efpeglenatid auf Exendin-4 basiert (s. Kasten). Die beobachtete Nephroprotektion lege zudem nahe, dass außer metabolischen Einflüssen auch günstige endotheliale und mikrovaskuläre  Effekte eine Rolle spielen.

Derivat eines Echsengifts

Efpeglenatid ist ein GLP1-Rezeptoragonist, der sich von einem Peptid aus dem Gift der Gila-Krustenechse ableitet. Das natürliche Peptid wird als Exendin-4 bezeichnet. Exendin-Derivate enden mit dem Suffix „-enatid“. Andere GLP1-Rezeptoragonisten – zu erkennen an der Endung „-glutid“ – sind dagegen Derivate von GLP1.

Quelle: Gerstein HC et al. N Engl J Med 2021; 385: 896-907; DOI: 10.1056/NEJMoa2108269

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Basis für den neuen GLP1-RA liefert das Gift der Gila-Krustenechse. Basis für den neuen GLP1-RA liefert das Gift der Gila-Krustenechse. © vaclav – stock.adobe.com