Tinea capitis systemisch therapieren

Maria Weiß

Abhängig vom  Erreger, muss geschaut werden, ob das Kind weiterhin in die Kita oder Schule gehen darf. Abhängig vom Erreger, muss geschaut werden, ob das Kind weiterhin in die Kita oder Schule gehen darf. © HENADZY – stock.adobe.com; wikimedia/myself (CC)

Um der Tinea capitis Herr zu werden, braucht man immer eine mehrwöchige systemische Therapie. Bei Kindern ist diese aber in der Regel off label. Zudem muss der Erreger identifiziert werden – denn anthropophile Pilze erfordern eine Woche Schul- bzw. Kita-Verbot.

Abhängig vom Auslöser präsentiert sich die Kopfhautmykose klinisch mitunter sehr unterschiedlich. Das Bild reicht von „gray patch“-Herden mit Stoppelfeld-ähnlichen Veränderungen und grauen Schuppen bis hin zu Kerion celsi mit schmerzhaften follikulären verkrustenden Pusteln. Darüber hinaus gibt es entzündlich-erythematöse kreisrunde, hyper­keratotische alopezische Areale, wenig entzündliche Formen und alleinige trockene Schuppungen.

Obwohl bei Erwachsenen die Inzidenz zuzunehmen scheint, sind der Großteil der Betroffenen weiterhin Kinder, berichtete Dr. Dieter Reinel­, niedergelassener Dermatologe aus Hamburg. Je nach klinischer Erscheinung sollten Proben mit Skalpell, Haarepilation, Bürste oder Abstrich entnommen werden, denn die Diagnose „Pilzinfektion“ lässt sich oft schon in der Direktmi­kroskopie des Nativpräparates stellen.

Trotzdem empfiehlt es sich, für die exakte Identifizierung eine Kultur anzulegen und ggf. eine PCR**-Dia­gnostik durchzuführen. Die Erregerbestimmung ist nicht nur für die Wahl des am besten geeigneten Antimykotikums wichtig. Auch für die Freigabe des Kita- bzw. Schulbesuchs spielt sie eine Rolle: Bei zoophilen Erregern (z.B. Microsporum canis) können die Kleinen gleich nach Therapiebeginn wieder in Kita und Schule, bei anthropophilen Erregern (z.B. Trichophyton tonsurans, T. violaceum, T. soudanense, M. audouinii) müssen sie wegen der Ansteckungsgefahr eine Woche zu Hause bleiben.

Liegt ein Kerion celsi vor oder besteht der entsprechende Verdacht darauf (Schuppung Lymphadenopathie, Haarverlust), wird der Kulturbefund allerdings nicht abgewartet, sondern sofort systemisch therapiert. Grundsätzlich behandelt man immer systemisch und adjuvant topisch. Bei Trichophyten-Spezies (vor allem T. tonsurans, T. violaceum, T. soudanense) ist Terbinafin am effektivsten. Microsporum und die Nannizzia-Arten (insbes. M. canis, M. audouinii, N. gypsea) reagieren dagegen stärker auf Itraconazol bzw. Griseofulvin. Das einzige für die kindliche Tinea­ capitis zugelassene Griseofulvin hat man allerdings im Sommer 2018 aus rein wirtschaftlichen Gründen aus dem Handel genommen.

So geht die Systemtherapie

Terbinafin jeweils einmal täglich:
  • < 20 kgKG 62,5 mg
  • 21–40 kgKG 125 mg
  • > 40 kgKG 250 mg
Itraconazol 5 mg/kgKG einmal täglich zusammen mit der Hauptmahlzeit (Suspension nüchtern; 1 h keine Nahrungsaufnahme). Oder nach Körpergewicht:
  • bei < 20 kgKG 50 mg/d
  • bei > 20 kgKG 100 mg/d
Angaben gemäß der aktuellen Leitlinie

Systemisch behandeln, bis die Kultur negativ ausfällt

Kinder stellen den behandelnden Arzt deshalb vor ein Problem, erklärte der Dermatologe: Die Behandlung mit Terbinafin oder Itraconazol ist damit „off label“ und ein Heilversuch, der entsprechende Aufklärung erfordert. Das erste Therapieintervall dauert vier Wochen, danach sollten möglichst alle 14 Tage mykologische Kontrollen erfolgen. Behandelt wird so lange, bis ein negativer Kulturbefund vorliegt. Abhängig vom klinischen Befund kann ab diesem Zeitpunkt unter Umständen eine rein topische Therapie ausreichen.

Quelle: 50. DDG*–Tagung

* Deutsche Dermatologische Gesellschaft ** Polymerase chain reaction

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Abhängig vom  Erreger, muss geschaut werden, ob das Kind weiterhin in die Kita oder Schule gehen darf. Abhängig vom Erreger, muss geschaut werden, ob das Kind weiterhin in die Kita oder Schule gehen darf. © HENADZY – stock.adobe.com; wikimedia/myself (CC)
Tinea capitis bei einerm dreijährigen Mädchen Tinea capitis bei einerm dreijährigen Mädchen © wikimedia/myself (CC)