Tipps und Tricks für die Medikamentengabe bei Kindern

Dr. Elke Ruchalla

Kindergerechte flüssige Alternativen zu Tabletten gibt es oft nur für prominente Medikamente. Kindergerechte flüssige Alternativen zu Tabletten gibt es oft nur für prominente Medikamente. © iStock/PeopleImages

Gelegentlich steht man vor dem Dilemma, dass Medikamente zwar für Kinder zugelassen sind, aber nicht extra für diese produziert werden. Steht der Wirkstoff regulär nur als Tablette oder Kapsel zur Verfügung, wird die Einnahme mitunter zur Geduldsprobe.

Kindergerechte flüssige Alternativen zu Tabletten gibt es oft nur für prominente Medikamente wie Paracetamol oder Amoxicillin. Für viele andere, darunter Antikonvulsiva und Stimulanzien mit retardierter Freisetzung, gilt das aber nicht, schreiben Dr. Deonne Dersch-Mills von den Alberta Health Services in Calgary und Dr. Bonnie Kaplan von der Cumming School of Medicine an der University of Calgary. Zudem enthalten einige Flüssigmedikamente Alkohol oder andere Substanzen, was Eltern insbesondere sehr kleinen Kindern ungern verabreichen. Dazu kommt die oft kürzere Haltbarkeit: Calcitriol-Saft, den Kinder mit chronischer Nierenerkrankung benötigen, hält sich z.B. nur für sieben Tage.

Tipps und Tricks für Eltern

  • Die Einnahme sollte nie erzwungen werden. Das kann schnell in einem Trauma enden.
  • Dem Kind vorher Gefrorenes geben – damit verpasst man den Geschmacksknospen eine kurze Kälte-Anästhesie. Zudem können Schokosauce oder Ähnliches helfen, den „ekligen“ Geschmack zu überdecken.
  • Kinder einbeziehen und zum Beispiel bei Säften wählen lassen, ob Löffel, Becher oder Glas mit Strohhalm zum Einsatz kommen. Faszination wecken auch Spritzen, mit denen man die Flüssigkeit übrigens nicht nur besser dosieren kann: Damit lässt sich der Saft direkt in den Mund träufeln.
  • Last, but not least kann auch eine einfache Bestechung helfen: Nach erfolgreicher Einnahme gibt‘s eine Belohnung.

Und selbst wenn ein Flüssigpräparat verfügbar ist, heißt das noch lange nicht, dass dieses schmeckt – je nach Alter spuckt das Kind den Sirup seinen Eltern gleich wieder vor die Füße. In diesen Fällen ist übrigens eine erneute volle Dosis sicher, wenn Kinder innerhalb von 30 Minuten nach der Gabe erbrochen haben, raten die Expertinnen. Dennoch sollten sich Eltern bei Medikamenten mit deutlichen Nebenwirkungen bei Überdosierung mit einem Apotheker besprechen. Generell sollte man immer die am besten geeignete Form wählen. Das gelingt gut, wenn es das Präparat der Wahl als Kindervariante gibt. Es kann aber auch bedeuten, auf eine alternative Medikation auszuweichen, die anders bzw. besser appliziert wird, z.B. Zäpfchen, Injektion, höhere Konzentration, Retardkapseln, und dadurch keine oder weniger Tabletten genommen werden müssen, so die Autoren. Natürlich besteht die Möglichkeit, einen eigenen Saft in der Apotheke herstellen zu lassen. Aber das hat seine Tücken: Das Medikament kann durch die Prozedur oder aufgrund verwendeter Hilfsstoffe unwirksam werden oder Verunreinigungen, Misch- oder Substanzfehler machen das Produkt gesundheitsschädlich. Außerdem stellt bei Weitem nicht mehr jede Apotheke Rezepturen her – man sollte sich also vorher besser erkundigen.

Schluckübungen mit Süßigkeiten

Eine andere Lösung wäre, Kapseln zu öffnen und nur den Inhalt zu verabreichen bzw. Tabletten zu zerstoßen – hierbei ist allerdings eine gute Kenntnis der Pharmakokinetik erforderlich: Ändert man dadurch die Bioverfügbarkeit bzw. Wirksamkeit? Nützen alle Mühen vonseiten des Arztes und der Eltern (s. Kasten) nichts, empfiehlt sich v.a. bei langfristiger Medikation ein Tablettentraining. Eine entsprechende Kopfhaltung bzw. -bewegung kann das Schlucken erleichtern. Denkbar wäre auch mit kleineren Süßigkeiten Schluckübungen durchzuführen und langsam die Größe zu steigern. So lernen die Kinder, wie sie am besten mit dem Pillenungetüm fertig werden. Und da Bilder mehr sagen als Worte, gibt es von den Autorinnen einen passenden Film: „Better than a spoonful of sugar“.

Quelle: Dersch-Mills D, Kaplan B. BMJ 2020; 371: m3550; DOI: 10.1136/bmj.m3550

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Kindergerechte flüssige Alternativen zu Tabletten gibt es oft nur für prominente Medikamente. Kindergerechte flüssige Alternativen zu Tabletten gibt es oft nur für prominente Medikamente. © iStock/PeopleImages