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TNF-Blocker in der Schwangerschaft ohne Risiko für das Kind

Frauen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die einen Tumornekrosefaktor(TNF)-Blocker wie Infliximab erhalten, sollten diese Therapie auch während einer Schwangerschaft fortführen. Da das Medikament Exazerbationen vorbeugt, schützt es auch das Ungeborene. Ein erhöhtes Risiko ließ sich für die Nachkommen nicht feststellen, obwohl TNF-Blocker plazentagängig sind.
Infliximab bis zu ein Jahr beim Kind nachweisbar
Allerdings scheint Vorsicht geboten im Hinblick auf Lebendimpfungen. Aktuelle Empfehlungen zu diesem Thema gibt es für schwangere und stillende Frauen unter Infliximab von der Europäischen Arzneimittelagentur und ihrem britischen Pendant, der Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency: Die Babys sollen erst im Alter von zwölf Monaten Lebendimpfungen erhalten, um gefährliche Impfkomplikationen zu vermeiden. Denn Infliximab ist im Blut der Kleinen durchschnittlich erst nach sieben Monaten nicht mehr nachweisbar – bei einigen erst nach zwölf Monaten. Zudem sollen Stillkinder keine Lebendimpfungen bekommen, während die Mutter mit Infliximab behandelt wird. Letztere Empfehlung sehen Dr. christian Selinger, Leeds Teaching Hospitals NHS Trust, und Kollegen etwas differenzierter. Zwar habe man Infliximab in geringen Mengen in der Muttermilch nachgewiesen, doch gebe es bislang keinen Beleg für klinisch relevante Serumspiegel bei den Säuglingen. Nach der Magenpassage werde die Substanz zudem kaum absorbiert.
Vor diesem Hintergrund weisen die Autoren auf die hohe gesundheitliche Bedeutung des Stillens hin. Als besonderen Fall heben sie Kinder heraus, die in utero gegenüber Infliximab exponiert waren und länger als zwölf Monate gestillt wurden: Ohne TNF-Blocker-Therapie der Mutter hätten diese laut den im Vereinigten Königreich geltenden Empfehlungen im Alter von einigen Wochen eine Lebendimpfung gegen Rotaviren sowie − falls sie zur Hochrisikogruppe gehören – gegen Tuberkulose erhalten. Gemäß der Empfehlungen jedoch würden diese Kinder mit einem Jahr auch bei hohem Risiko noch nicht gegen Tuberkulose geimpft, sofern sie weiterhin gestillt werden.
Einfacher formuliert es die European Crohn’s and Colitis Organisation und schließt zudem andere TNF-Blocker ein: Nach Exposition in utero sollten Kinder erst im Alter von zwölf Monaten Lebendimpfungen erhalten. Zur Erinnerung: Auch die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (allesamt Lebendvakzine) wird für alle Säuglinge erst ab diesem Alter empfohlen.
Statt genereller Richtlinien wünschen sich die Autoren individuelle Entscheidungen. Dabei müsse zum einen das Risiko insbesondere einer Tbc-Infektion berücksichtigt werden. Zum anderen solle man Mütter mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung aber auch nicht entmutigen, ihr Kind zu stillen.
Quelle: Selinger CP et al. BMJ Open Gastroenterol 2022; 9: e001029; doi: 10.1136/bmjgast-2022-001029
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