Toxische Dermatitis nach Quallenkontakt im Pazifischen Ozean

Kathrin Strobel

So schön diese Meeresbewohner in ihrer gewohnten Umgebung auch aussehen, mit einigen von ihnen ist nicht zu spaßen. So schön diese Meeresbewohner in ihrer gewohnten Umgebung auch aussehen, mit einigen von ihnen ist nicht zu spaßen. © iStock/Vertigo3d

Für eine 56-Jährige endete der Traum­urlaub in Vietnam abrupt. Beim Baden im Meer wurde sie von einer Qualle erwischt. Die vor Ort eingeleiteten Sofortmaßnahmen brachten keine Linderung, weshalb nach ihrer Rückkehr die Kollegen in Deutschland gefragt waren.

Acht Tage nach dem Kontakt mit einer nicht näher identifizierten Würfelquallenart im Pazifischen Ozean stellte sich eine 56-jährige Patientin in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden vor. Sie klagte über massiven Juckreiz und Spannungsgefühl in den Beinen.

Die Patientin erzählte, dass der Bademeister vor Ort den genesselten Bereich direkt nach dem Quallenkontakt mit Zitronensaft behandelt hatte. Hierauf sei sie vor Schmerzen ohnmächtig geworden. In der Notaufnahme hatte sie später Flüssigkeit und Antihistaminika i.v. sowie oral Diclofenac, Pantoprazol und Acetylsalicylsäure erhalten.

Lokal waren Linezolid, Panthenol- und Promethazin-Salbe zum Einsatz gekommen. Zwei Tage nach dem Vorfall schwollen beide Beine an. Eine Thrombose hatten die Ärzte vor Ort bereits ausgeschlossen, schreiben Sophia Schneiderat­ und Kollegen vom Universitäts­klinikum Dresden.

Mikrobielle Untersuchung blieb unauffällig

Bei der klinischen Untersuchung in Dresden waren beide Beine der Patientin gleichmäßig geschwollen. An den Kniekehlen sowie den Ober- und Unterschenkeln zeigten sich erythematöse, teils livide Streifen sowie eine palpable Purpura und hämorrhagische Blasen. Die weitere körperliche Untersuchung verlief unauffällig. Laborchemisch fielen nur leicht erhöhte Leberwerte auf, die restlichen Parameter lagen im Normbereich. Die mikrobiologische Untersuchung ergab keinen Hinweis auf eine Infektion mit aero­ben Bakterien. Eine Thrombose konnten auch die Dresdner Kollegen ausschließen.

Die Patientin wurde stationär aufgenommen und erhielt eine Lokaltherapie mit Glukokortikoiden, feuchtigkeitshaltigen und kühlenden Topika sowie eine Kompressionstherapie der Beine. Hierdurch besserte sich der Hautbefund deutlich, berichten die Autoren. Juckreiz und Schmerzen konnten die Kollegen mithilfe von Antihistaminika und Metamizol lindern. Als Andenken an ihr Zusammentreffen mit dem Glibbertier nahm die Patientin postinflammatorische Hyperpigmentierungen und Narben an den Kniekehlen mit nach Hause. Diese bestanden auch nach einem Monat noch.

Bei Quallenverletzungen kommt der Ersten Hilfe eine zentrale Bedeutung zu, erklären die Autoren. Ist der Übeltäter eine Würfelqualle, spült man am besten die Wunde eine halbe Minute lang mit Essig und entfernt danach die Tentakel mithilfe von Salzwasser. Dabei gilt es, die Hände vor einem direkten Kontakt zu schützen.

Keine Lokaltherapie mit Süßwasser oder Alkohol!

Auch lokale Therapien mit Natron, Analgetika und heißem Wasser können helfen. Süßwasser und Alkohol sollte man dagegen vermeiden. Schwerere Quallen-Verletzungen sind wie Verbrennungen zu behandeln. Von einer Bandagierung, wie es bei Schlangenbissen üblich ist, raten die Experten ab. Die Gabe von Antibiotika kann sinnvoll sein, um Sekundärinfektionen und venösen Gefäßkompressionen vorzubeugen.

Quelle: Schneiderat S, Berndt K, Heyne S, Aschoff R, Abraham S „Toxische Dermatitis nach Quallenkontakt“, Akt Dermatol 2019; 45: 239-242, DOI 10.1055/a-0867-1299 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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