Reiseimpfungen: Patienten gut aufklären und ausreichend immunisieren
Die Zunahme der Masern-Fälle in den letzten Jahren zeigt, dass heutzutage auch Standardimpfungen nicht selbstverständlich sind. Dabei ist man im Ausland ebenso auf den Schutz vor Tetanus, Diphtherie oder Polio angewiesen. Die Vakzinierung gegen Letzteres z.B. kann bei der Ausreise aus Ländern wie Pakistan, Afghanistan und Nigeria erforderlich sein, weil dort der Polio-Wildtyp noch endemisch ist, erklärte Dr. Camilla Rothe, Ambulanz für Tropen- und Reisemedizin am Klinikum der Universität München. Auch darf die Beratung zu FSME, Hepatitis und den vier folgenden Reiseimpfungen nicht vergessen werden.
Typhus und Paratyphus
Der orale Lebendimpfstoff schützt bedingt auch vor Paratyphus. Beide Erkrankungen sind bei Reisenden aus Südasien ein beliebtes Mitbringsel. Auch die Hälfte der 78 in Deutschland gemeldeten Typhus-Fälle kam 2017 von dort. Ähnliches gilt für die etwa 40 Paratyphus-Infektionen, die jedes Jahr in Deutschland festgestellt werden.
Salmonellen häufiger gegen Antibiotika resistent
In bestimmten Regionen Afrikas und Asiens zeigen viele Salmonella-typhi-Stämme bereits gegen Chinolone Resistenzen, in Pakistan die ersten gegen Ceftriaxon. „Die letzten Typhusfälle, die wir dieses Jahr gesehen haben – zwei vom indischen Subkontinent, einer aus Bolivien – waren allesamt gegen Azithromycin resistent“, berichtete Dr. Rothe aus ihrem Arbeitsalltag. „Wir sind ganz gut dabei, uns die Antibiotika hier zu verschießen!“
Mekkagokokken
Malaria
Malaria spielt hauptsächlich bei der Rückkehr aus West-, Zentral- und Ostafrika eine Rolle. Hierzulande kommt es zu rund 1000 importierten Fällen pro Jahr. Die wirksamste Malariaprophylaxe ist und bleibt die Kombination von imprägnierter Kleidung und einem Repellent für die Haut. Insbesondere bei Reisen in die Subsahara und einige Gebiete Südostasiens sowie Südamerikas ist eine zusätzliche Chemoprophylaxe sinnvoll. Die Zulassung von Mefloquin wurde zwar 2016 für Deutschland nicht verlängert. Das Medikament kann aber über andere EU-Länder importiert und weiterhin on label eingesetzt werden, berichtete Dr. Rothe. Prophylaxe oder die oft mitgeführten Medikamente zur notfallmäßigen Malariatherapie ersetzen keinesfalls den Arztbesuch. Bei Fieber und Malariaverdacht sollte der Reisende umgehend, spätestens aber innerhalb von 48 Stunden, einen Arzt aufsuchen. Nur wenn das nicht möglich ist, sollte die notfallmäßige Selbstbehandlung gegen Malaria durchgeführt werden.Gelbfieber
Zu den Endemiegebieten gehören weite Teile Westafrikas und Südamerikas, seit dem Ausbruch 2017/18 auch die bei Kreuzfahrern beliebte brasilianische Ostküste um Rio de Janeiro und São Paolo. „Der Küstenstreifen ist jetzt Gelbfiebergebiet und muss mit einbezogen werden“, so Dr. Rothe.„Jeder Arzt darf gegen Gelbfieber impfen, aber ...“
Tollwut
Das Risiko, während der Reise von einem tollwutverdächtigen Tier gebissen zu werden, liegt bei etwa 0,4 % pro Reisemonat. Oft sind es Begegnungen mit Straßenhunden (60 %) oder Affen (24 %), die zu den Bissen führen. Nicht verwunderlich also, dass Asien die Liste derartiger Verletzungen anführt (75 %), gefolgt von Afrika (9 %) sowie Mittel- und Südamerika (7 %). Die Wahrscheinlichkeit, sich das Rabiesvirus einzufangen, ist zwar gering. Aber nur jeder Dritte erhält nach einer Bisswunde durch ein verdächtiges Tier die indizierten Immunglobuline. Reduktion auf zwei Impfungen auch in Deutschland möglich Die Präexpositionsprophylaxe ist einfacher als gedacht: Laut WHO sind nur noch zwei Impfstoffgaben für die Immunisierung erforderlich, geboostert werden muss nur noch bei hohem berufsbedingtem Risiko. Deutsche Ärzte stehen allerdings vor dem Problem, dass sie rechtlich gesehen dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und nicht der WHO unterliegen. Und das PEI richtet sich nach der Fachinformation der Hersteller, die weiterhin drei Injektionen und bei Bedarf den Booster vorsieht. Es besteht aber die Möglichkeit, Patienten über das alternative Schema zu informieren und sich über ein zusätzliches Dokument abzusichern, berichtete Dr. Rothe. Sie berief sich dabei auf eine Stellungnahme des Ständigen Ausschusses Reisemedizin der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und internationale Gesundheit.Quelle: 7. Infektiologie-Update-Seminar