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Überempfindliche Bindehaut: Es ist zum Heulen

Klaus S.* haben seine allergischen Augenprobleme das erste Jahr als Student an der Universität gekostet. Schon als Kind habe er mit seiner atopischen Erkrankung zu kämpfen gehabt, berichtet er.
Während des Studiums kamen dann zu den Hautausschlägen die Bindehautprobleme dazu: „Meine Augen waren so rot und schmerzvoll, dass ich sie kaum noch aufhalten konnte“, berichtet er. An Sport war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken, abendliches Ausgehen wurde zur lästigen Pflicht, die nur noch mit Sonnenbrille zu bewältigen war. Aber sein Beispiel zeigt, selbst derart schwere Fälle kann man unter Kontrolle kriegen: Inzwischen reichen ein paar Kortison-Tropfen, um Klaus S. beim Auftauchen der ersten Warnsymptome wieder eine unbeschwerte Sicht zu garantieren.
Als häufigste Gründe für eine allergische Augenerkrankung, schreibt Dr. Darshak Patel vom Moorfields Eye Hospital in London, sind die saisonale allergische Konjunktivitis (SAC) und die ganzjährige perenniale allergische Konjunktivitis (PAC) zu nennen. Gemeinsam ist beiden Syndromen die IgE-vermittelte Typ-1-Immunreaktion. Bei der SAC wird sie vor allem durch den Pollenflug getriggert. Eine PAC lösen dagegen in der Regel konstant vorhandene Umweltallergene wie Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pilzsporen aus.
Bei diesen Symptomen sofort zum Facharzt
- Photophobie
- Verschwimmen oder Verlust des Visus
- rote Augen bei Kontaktlinsen-Trägern
- Hornhautbeteiligung
- Z.n. Augenoperation
Immer Sehtest machen und Lupe zur Hand nehmen
Die Keratokonjunktivitis vernalis ist dagegen eine in unseren Breiten eher seltene beidseitige, rezidivierende Bindehautentzündung unbekannter Genese, die vor allem bei jungen Männern auftritt, so auch im genannten Fall. Die Kontakt-Keratokonjunktivitis ist eine Typ-IV-Immunreaktion auf lokale Allergene wie Augentropfen, Kosmetika oder Kontaktlinsen-Reinigungsflüssigkeit. Mit einer gigantopapillären Konjunktivitis reagiert der Körper manchmal auf die Kontaktlinsen selbst, auf Prothesen oder Nahtmaterial. Gerade diese selteneren Erscheinungsformen, warnt der Autor, könnten langfristig zur Bildung von Hornhautulzera, -narben oder -trübungen führen. Es gibt verschiedene Zeichen, die eine allergische Ursache bei Bindehautproblemen nahelegen (s. Kasten). „Machen Sie immer einen Sehtest“, rät der Autor für den Fall der Fälle. „Und benutzen Sie eine Taschenlampe, am besten einschließlich Lupe, um Unregelmäßigkeiten an Cornea und Limbus auszuschließen.“ Denn grundsätzlich sei eine saisonale oder perenniale allergische Konjunktivitis nichts, was ein Hausarzt nicht selbst behandeln könne. Mit topischen Antihistaminika der zweiten Generation zweimal täglich ließen sich, so der Augenarzt, die meisten akuten Probleme in den Griff bekommen. Bei Kontaktlinsenträgern können die darin enthaltenen Konservierungsstoffe zu Irritationen führen. Die Empfehlung von Dr. Patel lautet daher: Die Tropfen 15 Minuten vor dem Einsetzen sowie nach dem Herausnehmen der Linsen anwenden. Zur Therapie müssen seiner Meinung nach zudem – wie er sie nennt – präventive Maßnahmen gehören. Dazu zählt der Ophthalmologe zum Beispiel kalte Kompressen und gekühlte Tränenersatzmittel vier- bis sechsmal am Tag, um Rötung und Jucken zu lindern. Gerade bei der SAC gehöre aber auch stets die Meidung des Allergens selbst zu einer Behandlung dazu.Allergie oder Infektion?
- regelmäßiges Wiederkehren im Frühjahr und Sommer
- Kombination mit anderen allergischen Erscheinungen an Haut oder Atemwegen
- Augenschmerzen
- Sichtverlust
Kortikosteroidtropfen nur vom Ophthalmologen
Zeigt sich mit den genannten Methoden nach zwei bis drei Wochen kein Erfolg, sollte der Patient einen Facharzt aufsuchen. Kortikosteroide oder immunmodulatorische Medikamente sollte nur dieser verordnen. Bei Klaus S. stellte der Ophthalmologe Hornhautulzera und eine akute Abnahme der Sehstärke fest. Ihm halfen letztlich eine kurzzeitige Therapie mit oralen Steroiden sowie topische Steroide.* Name von der Redaktion geändert
Quelle: Patel DS et al. BMJ 2017; 359: j4706
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