Ulcus vulvae acutum Lipschütz: Schmerzhafte Genitalulzera treffen vor allem junge Frauen

Dr. Andrea Wülker

Die großen Ulzerationen an der Innenseite der kleinen Schamlippen bereiteten den meist jungen Patientinnen  fraglos große Schmerzen. Die großen Ulzerationen an der Innenseite der kleinen Schamlippen bereiteten den meist jungen Patientinnen fraglos große Schmerzen. © saran – stock.adobe.com

Mehrere Ulzera an den kleinen Schamlippen bereiten einer 14-Jährigen heftige Schmerzen. Zudem leidet sie unter Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Auf eine Herpestherapie spricht das Ganze nicht an. Was ist da los?

Ein Kindergynäkologe hatte bei der jungen, sexuell noch nicht aktiven Patientin einen Herpes genitalis vermutet und mit Aciclovir behandelt. Ohne Erfolg: Die stark schmerzenden Ulzera blieben. Bei der gynäkologischen Untersuchung fallen zwei 3 x 2 cm große, bis 3 mm tiefe Geschwüre auf der Innenseite der Labia minora auf. Abstriche der Läsionen sowie des Scheiden- und Urethralsekrets für die gängigen bakteriellen (z.B. Gonokokken, Chlamydien) und viralen Infektionen (inklusive Herpes simplex I und II, humanes Papillomvirus) ergeben nichts. Auch die serologischen Tests auf virale Hepatitiden, HIV, Treponema pallidum und eine akute Infektion mit Epstein-Barr- oder Zytomegalie-Virus fallen negativ aus.

Aufgrund der Anamnese und der negativen Labordaten diagnostizieren die Ärzte ein Ulcus vulvae acutum Lipschütz und verordnen der Patientin 0,5 % Chlorhexidin-Lösung sowie Neomycin-Bacitracin-Puder. Innerhalb von 14 Tagen heilen die Geschwüre ab, hinterlassen aber atrophe Veränderungen. Im Nachbeobachtungszeitraum von einem Jahr tritt kein Rezidiv auf.

Das Ulcus vulvae acutum Lipschütz zählt zu den seltenen und wenig untersuchten Hauterkrankungen, schreiben Dr. Igor A. Kuklin vom Wissenschaftlichen Forschungs­institut des Uralgebiets für Dermatovenerologie und Immunopathologie in Jekaterinburg und Kollegen. Das Leiden wurde erstmals 1913 von dem österreichischen Hautarzt Benjamin Lipschütz beschrieben. Die Ursachen der Erkrankung, die in erster Linie bei jungen, sexuell noch inaktiven Frauen auftritt, sind unklar. Häufig beginnt sie mit Fieber, Lymphknotenschwellung und Abgeschlagenheit, danach entwickeln sich die stark schmerzhaften Geschwüre am Scheideneingang und den kleinen Schamlippen. Das Ganze dauert wenige Tage bis zwei Wochen. Differenzialdiagnostisch muss man vor allem an eine primäre Vulvovaginitis herpetica, den M. Behçet und die Syphilis denken.

Quelle: Kuklin IA, Grekova JN, Kokhan MM, Kungurov NV, Zilberberg NV, Toropova NP, Kuznetsova EI, Kuklina MK. „Ulcus vulvae acutum Lipschütz“, Akt Dermatol 2019; 45: 410-411, DOI: 10.1055/a-0754-0367 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Die großen Ulzerationen an der Innenseite der kleinen Schamlippen bereiteten den meist jungen Patientinnen  fraglos große Schmerzen. Die großen Ulzerationen an der Innenseite der kleinen Schamlippen bereiteten den meist jungen Patientinnen fraglos große Schmerzen. © saran – stock.adobe.com