Patienten bedürfen lebenslanger Nachbetreuung

Dr. Anja Braunwarth

Bei Bettlägerigkeit besteht die Gefahr, dass sich ein Druckgeschwür entzündet, vergrößert und tiefere Schichten infiltriert. Bei Bettlägerigkeit besteht die Gefahr, dass sich ein Druckgeschwür entzündet, vergrößert und tiefere Schichten infiltriert. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Dekubitalulzera bleiben im klinischen Alltag ein großes Problem, sei es im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen. Selten ist es mit der lokalen Wundtherapie getan.

Obwohl Dekubital­ulzera vermeidbar sind, bleiben sie im klinischen Alltag ein großes Problem. Selten ist es mit der lokalen Wundtherapie getan. Auf Intensivstationen haben Dekubitalulzera eine Inzidenz von knapp 40 %, in der Langzeitpflege von 24 %, die Rezidivquote bei Menschen mit Para- und Tetraplegie beträgt 50 %. Die druckbedingten Geschwüre sind in Industrieländern eine der Hauptursachen iatrogen bedingter Mortalität, berichtete Prof. Dr. ­Paul ­Fuchs von der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie am Krankenhaus Köln-Merheim. Und eine unzureichende Prophylaxe gehört zu den häufigsten Gründen für juristische Auseinandersetzungen. Ganz zu schweigen von den Kosten: Die Therapie eines allschichtigen Dekubitus schlägt mit ca. 50.000 ­Euro zu Buche.

Pathophysiologisch kommt es bei einem externen Druck oberhalb des Kapillardrucks (32 mmHg) zunächst zu Hypoperfusion und Ischämie. Drücke über 75 mmHg führen zu irreversiblen Gewebeschäden. Prädilektionsstellen sind:

  • Ischium (28 %, vor allem bei Rollstuhlfahrern)
  • Trochanter major (19 %)
  • Sakrum (17 %)
  • Fersen (9 %)

Ein schlechter Ernährungszustand trägt zur Entwicklung der ­Ulzera bei. Ein gesunder Status schützt aber keinesfalls vor den Geschwüren, mahnte Prof. ­Fuchs. Als weitere begünstigende Faktoren nannte er eingeschränkte Mobilität, reduzierte Sensibilität, Feuchtigkeit und spas­tische Paresen.

Schweregradeinteilung eines Dekubitus nach Shea

  • Grad 1: lokal begrenzte Rötung auf intakter Haut, geht nach Entlastung nicht zurück
  • Grad 2: Schädigung der Haut, die bis zur Dermis reichen kann, z.B. Ulkus oder Blase
  • Grad 3: tiefe Schädigung aller Hautschichten bis zur Fasziengrenze
  • Grad 4: Schädigung, die bis in die Knochen oder Gelenke geht

Zur interdisziplinären Therapie und Prävention gehören Lagerungshilfen, Spezialmatratzen, Vakuumkissen und spezielles Schuhwerk, flankiert von optimaler Pflege unter Einbindung der Patienten selbst oder ihrer Angehörigen. Oberflächliche, auf Haut und Subkutis beschränkte Defekte lassen sich durch Druckentlastung und Lokaltherapie mit geeigneten Verbänden (z.B. Wundauflagen mit Hydrokolloiden), enzymatischer Säuberung und granulationsfördernden Maßnahmen behandeln. Tiefergehende Läsionen müssen unter Umständen operiert werden. Chirurgisch gilt zunächst: großzügiges ­Débridement und Weichteildeckung. Rekonstruktive Maßnahmen hängen dann vom Defekt und vom Status der Patienten ab. Da ein hohes Rezidiv­risiko (bis zu 70 %) besteht, muss man auch immer an eine ­Zweit-OP denken, betonte Prof. ­Fuchs. Generell gelte, dass die Therapieplanung individuell und eine Nachbetreuung lebenslang erfolgen muss, denn „Dekubitus­patienten sind Hochrisiko­patienten“. Kongressbericht: Nürnberger Wundkongress

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Bei Bettlägerigkeit besteht die Gefahr, dass sich ein Druckgeschwür entzündet, vergrößert und tiefere Schichten infiltriert. Bei Bettlägerigkeit besteht die Gefahr, dass sich ein Druckgeschwür entzündet, vergrößert und tiefere Schichten infiltriert. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.