Viren könnten die Entstehung fördern

Prof. Dr. Lutz Heinemann/Kathrin Strobel

Die gezielte Veränderung des Viroms könnte ein neuer Ansatz zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen sein. Die gezielte Veränderung des Viroms könnte ein neuer Ansatz zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen sein.

Das Virom ist ein häufig unterschätzter Bestandteil unseres Körpers. Dabei kann es sowohl die Darmgesundheit fördern als auch zu entzündlichen Krankheiten wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa beitragen.

Seit einigen Jahren steht das Mikrobiom im Fokus der Ursachenforschung bei komplexen Krankheiten – so auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Allerdings tummeln sich auch Unmengen an Viren und viralen Partikeln im Gastrointestinaltrakt. Der Frage, inwiefern sich diese auf die chronische Erkrankung auswirken, haben sich nun die Gastroenterologin Dr. Kate Jeffrey vom Massachusetts General Hospital und Kollegen gewidmet.

Virom gesunder Patienten wirkte antiinflammatorisch

Sie und ihr Team untersuchten die Virome von Patienten mit und ohne CED. Sie fanden heraus, dass die Virusisolate von Morbus-Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten proinflammatorisch wirkten. Das Darmvirom gesunder Teilnehmer dagegen hatte einen antiinflammatorischen Effekt. Dieser war so stark ausgeprägt, dass er die schädliche Wirkung der CED-Viren abschwächen konnte.

Die Transplantation der verschiedenen Virome in Mäuse erbrachte ähnliche Ergebnisse: Gesunde Mäuse, die die Viren von gesunden Menschen erhielten, waren vor Entzündungen geschützt. Bei den Nagern, denen das Virom von CED-Patienten transplantiert wurde, kam es zur Exazerbation der Entzündung.

Das intestinale Virom scheint ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Organismus zu sein, schließen die Autoren. Umgekehrt zeigt es bei Patienten mit CED charakteristische Veränderungen. Sie folgern aus ihren Ergebnissen, dass die gezielte Veränderung des Viroms ein neuer Ansatz zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen sein könnte. Sowohl Impfungen und antivirale Therapien als auch die Transplantation gesundheitsfördernder Virome (analog zum fäkalen Mikrobiomtransfer) wären denkbar.

Quellen:
1. Adiliaghdam F et al. Sci Immunol 2022; 7: abn6660; DOI: 10.1126/sciimmunol.abn6660
2. Pressemitteilung Massachusetts General Hospital

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