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Wachsende rote Flecken auf Kinderhaut

Wegen Hautveränderungen im Gesicht wird ein dreijähriges Mädchen im Kinderkrankenhaus vorgestellt. Bei der Inspektion fallen randbetonte, feinlammellär schuppende, unregelmäßige Plaques auf. Die PCR-Untersuchung bestätigt die Verdachtsdiagnose einer Tinea corporis bzw. faciei. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Dermatophytose der lanugobehaarten Haut, schreibt Delphine Braeckmans vom Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.
Die Erreger lassen sich in anthropophile und zoophile Spezies unterteilen. Bei Letzteren ist der Mensch nur ein Fehlwirt, was die Erkrankung verschlimmert: Denn aufgrund der mangelnden Anpassung an den Pilz kommt es zu einer starken Entzündungsreaktion. Befallen sind tiefere Bereiche des Haarschafts in Form einer Tinea profunda. Außerdem können die regionalen Lymphknoten anschwellen, was auch bei der kleinen Patientin der Fall war. Juckreiz tritt nur selten auf. Mitunter bilden sich über die ganze Haut verteilt mehr als 20 kleine Plaques.
Der häufigste Erreger ist Trichophyton (T.) benhamiae mit dem Hauptwirt Meerschweinchen. Zwei solche Nagetiere wurden auch in der Familie des Mädchens gehalten. Das Problem: Die meisten Nager sind zwar befallen, entwickeln aber selbst in der Regel keine Symptome.
T. benhamiae ist in der Kultur nur schwer zu erkennen
Als diagnostischer Goldstandard bei menschlichem Befall gilt die Pilzkultur. Aber T. benhamiae lässt sich makro- und mikroskopisch nur schwer von anderen Dermatophyten unterscheiden. Diesbezüglich ist die PCR-Untersuchung überlegen. Zudem liegen deren Ergebnisse schon nach zwei bis drei Tagen vor und sie hat eine um 30 % höhere Sensitivität als die Anzüchtung.
Eine rein topische Therapie genügt nur bei umschriebenen, einzelnen Herden der Tinea corporis. Das Externum wird zweimal täglich auf die Hautveränderungen und den angrenzenden Bereich aufgetragen (1 cm Randsaum). Den Vorzug erhalten fungizide Substanzen wie Ciclopirox. Zur Rezidivprophylaxe sollte das Mittel zwei Wochen über die klinische Abheilung hinaus angewendet werden.
Bei einem ausgedehnteren Befall empfiehlt die Autorin eine zusätzliche systemische Behandlung. Der Einsatz systemischer Antimykotika bei Kindern ist aber in Deutschland nur off label möglich. Das fungizide Terbinafin wirkt am besten gegen Trichophyten und wird über vier Wochen zu den Mahlzeiten verabreicht: Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht. Kinder mit 10–20 kgKG erhalten Terbinafin 62,5 mg/d. Bei 20–40 kgKG werden 125 mg/d empfohlen und für > 40 kgKG 250 mg/d.
Ziel ist die Elimination des Erregers. Deshalb muss die Behandlung zumindest topisch so lange fortgesetzt werden, bis ein negativer Befund in Kultur bzw. PCR vorliegt.
Quelle: Braeckmans D. Kinder- und Jugendarzt 2023; 54: 11: 782-785
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