Was hinter den Bauchschmerzen einer Frau mit Kinderwunsch steckte

Maria Weiß

Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, die Quelle der Bleivergiftung zu finden und die Einnahme durch die Patienten zu beenden. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, die Quelle der Bleivergiftung zu finden und die Einnahme durch die Patienten zu beenden. © Azay photography – stock.adobe.com

Manchmal ist „gut gemeint“ alles andere als „gut gemacht“: Um endlich schwanger zu werden, hatte eine 39-Jährige mit Kinderwunsch zu einem ayurvedischen Präparat gegriffen – und sich damit über Monate unwissentlich selbst vergiftete.

Eine 39-jährige Frau erschien innerhalb weniger Wochen immer wieder mit Bauchschmerzen, Verstopfung, Fatigue, Übelkeit und Erbrechen in der Notaufnahme. Bei ihrem dritten Besuch wurde ein Hämoglobinwert von 67 g/l (Referenz: 115–155 g/l) festgestellt, das mittlere korpuskuläre Volumen betrug 88,5 fl (Referenz: 80–98 fl). Es folgte die Aufnahme in die Klinik.

Laparoskopisch zeigten sich keine sichtbaren Endometrioseherde. Die Endoskopie von Magen und Darm brachte keine Blutungsursache zutage. Auch die Knochenmarkbiopsie ergab bis auf eine erhöhte Eisenspeicherung keinen Befund, der die Anämie erklären konnte. Anamnestisch war bei der Frau eine gut eingestellte Hypothyreose bekannt, dazu eine Infertilität, die mit Follitropin-alfa-Injektionen behandelt wurde. Zudem nahm die Patientin Folsäure.

Die Ärzte stellten die Diagnose einer Anämie unbekannter Ursache bei Verdacht auf leichte Endometriose. Nach einer Bluttransfusion ging es der Patientin zunächst besser. Fatigue, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen und Tinnitus kehrten aber bald zurück.

Nach der Entlassung aus der Klinik wurden Dr. Julian Gitelman und seine Kollegen von der Universität Toronto hinzugezogen. Auf Nachfrage gab die Patientin an, seit gut einem Jahr ayurvedische Medizin zur Behandlung ihrer Infertilität einzunehmen – mal nur wenige der Pillen am Tag, mal bis zu einem Dutzend. Vor und während des Klinikaufenthaltes habe sie die Einnahme pausiert, danach aber wieder aufgenommen. Der daraufhin bestimmte Bleispiegel im Blut war mit 55 µg/dl deutlich erhöht (normal: < 2 µg/dl).Die Analyse der Pillen ergab tatsächlich einen hohen Bleigehalt. Nach Absetzen des Präparats und nach sechsmonatiger Chelatbehandlung war die Hämoglobinkozentration merklich angstiegen, der Frau ging es deutlich besser.

Bei Schmerzen und Anämie an Bleivergiftung denken!

Bei Abdominalschmerzen in Verbindung mit einer mikrozytären Anämie sollte man immer auch den Bleigehalt des Blutes bestimmen, schreiben Dr. Gitelman und seine Kollegen. Scheiden eine berufliche Exposition oder andere offenkundige Quellen für die Vergiftung aus, müsse man auch traditionelle und pflanzliche Arzneimittel, die frei im Internet erhältlich sind, als mögliche Ursache in Betracht ziehen.

Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, die Quelle der Bleivergiftung zu finden und die Einnahme durch die Patienten zu beenden. Bei fortgesetzter Exposition ist nach Aussage der Autoren die Gabe von Chelaten kontraindiziert.

Quelle: Gitelman J et al. CMAJ 2023; 195: E1010-1012; DOI: 10.1503/cmaj.230592

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Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, die Quelle der Bleivergiftung zu finden und die Einnahme durch die Patienten zu beenden. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, die Quelle der Bleivergiftung zu finden und die Einnahme durch die Patienten zu beenden. © Azay photography – stock.adobe.com