Chemo muss Kinderwunsch nicht ruinieren

Dr. Barbara Kreutzkamp/Dr. Anja Braunwarth

Es gibt inzwischen eine Reihe von Optionen, die Reproduktion später wieder zu ermöglichen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Optionen, die Reproduktion später wieder zu ermöglichen. © iStock/Pablo_K

Eine gonadotoxische Krebsbehandlung in der reproduktiven Lebensphase bedeutet heute nicht automatisch das Aus für die Familienplanung. Es gibt inzwischen eine Reihe von Optionen, die Reproduktion später wieder zu ermöglichen.

Eine onkologische Diagnose im reproduktionsfähigen Alter stellt die Betroffenen auch vor die Frage einer Fertilitätsprotektion. Und die Bedeutung des Themas hat erheblich zugenommen, was unter anderem an den stark verbesserten Überlebensraten und der steigenden Zahl organerhaltender Operationen liegt, schreibt Professor Dr. Frank Nawroth­, amedes experts Hamburg.

Die Aufklärung über Möglichkeiten der Fertilitätsprotektion gehört heute – auch in den Leitlinien – zu den festen Bestandteilen im Management von Erkrankungen, die potenziell fertilitätseinschränkende Therapien erfordern. Dabei übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Beratung und Diagnostik, aber nicht für schützende Maßnahmen.

Vor Therapie zwei Wochen für Eizellentnahme einplanen

Ausgangspunkt bei Frauen ist die Frage, wie stark eine geplante Behandlung die ovarielle Reserve dauerhaft beeinträchtigen wird. Einen groben Anhaltspunkt liefert die in zahlreichen Studien ermittelte Amenorrhö-Rate unter gonadotoxischen Behandlungen und die daraus abgeleitete Einteilung in hohes, mittleres und niedriges Risiko. Wesentlich sensibler lässt sich die ovarielle Reserve aber durch Messung des Anti-Müller-Hormons einschätzen, erklärt Prof. Nawroth.

Das Hormon wird von den frühen antralen Follikeln gebildet und korreliert mit der Primordialfollikeldichte. Zusammen mit weiteren Informationen z.B. zu einer geplanten mehrjährigen adjuvanten Hormontherapie und der altersabhängig zu erwartenden reproduktiven Lebensphase kann man eine noch etwas bessere Fertilitätsprognose abgeben – wenngleich immer noch nicht mit wünschenswerter Präzision. Vor und während einer Chemotherapie gelingt es mit GnRH-Agonisten, die Gefahr der vorzeitigen Ovarialinsuffizienz signifikant zu senken.

Alternativ steht die Kryokonservierung unfertilisierter oder fertilisierter Eizellen zur Verfügung. Die Chancen für eine spätere Schwangerschaft hängen dabei u.a. vom Alter der Patientin zum Zeitpunkt der Entnahme sowie von der Anzahl der eingefrorenen Eizellen ab. Voraussetzung dafür ist, dass noch genügend Zeit bis zum Beginn der Therapie bleibt. Die vor der Entnahme erforderliche ovarielle Stimulation kann zwar zu jedem Zykluszeitpunkt begonnen werden, bis zur Follikelpunktion müssen aber zwei Wochen vergehen. Noch nicht ausreichend bewährt hat sich die Kryokonservierung von Ovarialgewebe.

Etwas einfacher gestaltet sich die Fertilitätsprotektion bei Männern. Als Mittel der Wahl gilt die Kryokonservierung von Spermien. Die Indikation besteht bei geplanten gonadotoxischen Therapien, bei Operationen, die die Ejakulation/Erektion beeinträchtigen können, oder bei ablativen Eingriffen mit Verlust eines oder beider Hoden. Bei durch Ejakulation gewonnenen Spermien lässt sich später sowohl eine intra­uterine Insemination als auch eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) durchführen, bei testikulär gewonnenen Spermien funktioniert die Befruchtung nur per ICSI.

FertiPROTEKT Netzwerk e.V.

Infos zu den aktuellen Möglichkeiten des Fruchtbarkeitserhalts gibt es unter www.fertiprotekt.de. Das FertiPROTEKT Netzwerk umfasst über 100 Mitgliedszentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Übersichtliche Flussschemata für die Beratung erleichtern den Einstieg in das Thema.

Nawroth F. Arzneiverordnung in der Praxis 2017; 44: 177-182

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Es gibt inzwischen eine Reihe von Optionen, die Reproduktion später wieder zu ermöglichen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Optionen, die Reproduktion später wieder zu ermöglichen. © iStock/Pablo_K