Besser spät als nie starten mit der adjuvanten Chemotherapie

Dr. Alexandra Bischoff

Benefit auch bei verzögertem Beginn: Zeitpunkt der Behandlung beeinflusst Überlebensrate von Lungenkrebspatienten nicht.
Benefit auch bei verzögertem Beginn: Zeitpunkt der Behandlung beeinflusst Überlebensrate von Lungenkrebspatienten nicht. © Fotolia/alfa27

Das Zeitfenster, in dem mit einer adjuvanten Chemotherapie bei nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom begonnen werden sollte, scheint dehnbarer zu sein, als bisher angenommen.

Nicht jeder Patient erholt sich nach der Resektion eines nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) schnell genug, um eine Chemotherapie innerhalb von sechs Wochen zu beginnen. Denn dies ist das von vielen Ärzten favorisierte Intervall. Doch beeinflusst der Zeitpunkt überhaupt die Überlebensrate? Eine Arbeitsgruppe um Dr. Michelle C. Salazar von der Yale School of Medicine in New Haven ist der Frage nachgegangen und analysierte die Daten von knapp 12 500 Patienten aus der National Cancer Database. Sie umfassen mehr als 70 % der Lungenkarzinomfälle in den USA.

Die Patienten mit den NSCLC-Stadien I (≥ 4 cm), II oder III hatten alle eine R0-Resektion, aber noch keine Chemotherapie hinter sich. Bei allen wurde innerhalb von 18 bis 127 Tagen eine adjuvante Polychemotherapie begonnen, wobei man drei Gruppen unterschied:

  • Die Referenzgruppe startete innerhalb von 39 bis 56 Tagen nach dem Eingriff mit der Behandlung.
  • Die Frühtherapiegruppe erhielt im Zeitraum Tag 18 bis 38 die erste Chemo.
  • Die späte Gruppe musste sich erst zwischen Tag 57 und 127 der adjuvanten Chemotherapie unterziehen.

In die Auswertung aufgenommen wurden nur Personen, die 30 Tage nach der Resektion noch am Leben gewesen waren. Die Überlebensraten nach im Mittel 46 Monaten verglich man in einer Matched-Pair-Analyse mit der von Personen ohne Chemotherapie.

Favorisiertes Intervall liegt bei sechs Wochen

Die Auswertungen sprechen dafür, dass NSCLC-Patienten in jedem Fall von einer adjuvanten Polychemotherapie profitieren. Wann diese stattfindet, hat zumindest innerhalb der ersten vier Monate keine signifikanten Auswirkungen auf die Mortalität. Verglich man die Sterblichkeit der Patienten in den drei Chemotherapiegruppen mit der von ausschließlich Operierten, lagen die Hazard Ratios bei 0,672 (Frühtherapiegruppe), 0,645 (Referenzgruppe) und 0,664 (Spättherapiegruppe).

Personen, die sich nach der R0-Resektion länger erholen müssen, bevor die Chemo startet, haben also keinen deutlichen Nachteil hinsichtlich ihrer Überlebensdauer, schlussfolgern die Autoren. Keine Informationen liefert ihre Studie allerdings darüber, ob die Therapieverzögerung ein Rezidiv beeinflusst und welche Rolle das Chemotherapieregime spielt.

Salazar MC et al. JAMA Oncol. 2017; 3: 610-619

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Benefit auch bei verzögertem Beginn: Zeitpunkt der Behandlung beeinflusst Überlebensrate von Lungenkrebspatienten nicht.
Benefit auch bei verzögertem Beginn: Zeitpunkt der Behandlung beeinflusst Überlebensrate von Lungenkrebspatienten nicht. © Fotolia/alfa27