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Infiltrierende Desmoidtumoren ausbremsen

Desmoidtumoren treten typischerweise bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf. Hauptmanifestationsorte des Bindegewebstumors sind die Abdominalwand, das Mesenterium und Nerven-Gefäß-Bündel der Extremitäten. Desmoidtumoren bilden zwar keine Metastasen, können aber durch ihr infiltrierendes Wachstum erhebliche Probleme wie schwere Schmerzen, Schwellungen, Bewegungseinschränkungen, Ileus und Darmperforationen oder Kompressionen lebenswichtiger Organe hervorrufen.
In einigen asymptomatischen Fällen reicht eine Watch-and-wait-Strategie, da es bei bis zu 20 % der Patienten zu einer spontanen Regression kommt. Ansonsten galt bisher die Operation als Standardtherapie. Die Rate an lokalen Rezidiven ist hier aber mit über 40 % hoch. Andere systemische Therapien zeigten Ansprechraten zwischen 0 und 40 %.
Sorafenib hat in einer retrospektiven Analyse eine Ansprechrate von 25 % bei guter Verträglichkeit gezeigt. Dies war für Dr. Mrinal M. Gounder vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York und Kollegen Anlass, die Therapie in einer prospektiven Phase-III-Studie zu untersuchen.
In die Studie eingeschlossen wurden 87 Patienten (im Mittel 37 Jahre) mit progressiven, symptomatischen oder rezidivierten Desmoidtumoren. Die Teilnehmer erhielten entweder Sorafenib (400 mg einmal täglich) oder Placebo. Bei einer Progression unter Placebo war ein Wechsel in die Sorafenibgruppe erlaubt.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 27,2 Monaten lag die Zwei-Jahres-Rate für das progressionsfreie Überleben unter Sorafenib bei 81 %, unter Placebo nur bei 36 %. Dies entsprach einem um 87 % geringerem Risiko für Progression oder Tod in der Sorafenibgruppe (HR 0,13; p < 0,001). Auch in Bezug auf die objektive radiologische Ansprechrate erwies sich der Tyrosinkinase-Hemmer überlegen (33 vs. 20 % vor dem Cross-over), wobei die mittlere Dauer bis zum Ansprechen unter Sorafenib 9,6 Monate und unter Placebo 13,3 Monate betrug. Möglichweise wird die Ansprechrate noch unterschätzt, da sich bei gleichbleibendem Volumen in der Bildgebung aus Tumormasse eine kollagene Narbe gebildet haben kann, vermuten die Autoren.
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Sorafenib waren Hautausschlag Grad 1–2 (73 %), Fatigue (67 %), Hypertonie (55 %) und Diarrhö (51 %). Bei 20 % der Patienten musste die Sorafenibtherapie aufgrund von Nebenwirkungen abgesetzt werden (0 % in der Placebogruppe). Dies mache deutlich, dass hier in Zukunft eine größere Flexibilität bei der Dosisfindung erforderlich ist, schreiben die Wissenschaftler.
Auch wenn der Wirkmechanismus von Sorafenib bei Desmoidtumoren unbekannt ist, scheint man hier eine Therapieoption zu haben, mit der sich die Progression ausbremsen lässt, so das Fazit der Autoren. Die optimale Dauer der Sorafenibtherapie ist dabei allerdings noch unklar – ebenso wie das Verhältnis von Kosten zu Benefit.
Quelle: Gounder MM et al. N Engl J Med 2018; 379: 2417-2428
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