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Kinderwunsch trotz CML erfüllbar

Wann ist bei schwangeren Patientinnen mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) der Griff zu Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) erlaubt? Wann sollten besser Interferone genutzt werden? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler um Dr. Elisabetta Abruzzese vom St. Eugenio Hospital in Rom nach. Sie stellte die Auswertung von 224 Schwangerschaften vor, die im Register des European Leukemia Network (ELN) dokumentiert wurden. Danach waren 90 Frauen bei Einsetzen der Schwangerschaft nicht in einer tiefen molekularen Remission (DMR). „Bei diesen Patientinnen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, die molekulare Remission vor der Geburt zu verlieren“, erklärte Dr. Abruzzese.
In dieser Gruppe hatten 29 Frauen trotz fehlender DMR den TKI vor der Empfängnis abgesetzt, fünf sogar bei hoher Tumorlast. 64 weitere wurden unter TKI-Therapie schwanger. Bei den Kindern wurden nur in vier Fällen milde Probleme berichtet, schwerwiegende Fehlbildungen traten aber nicht auf. Vier Patientinnen entwickelten einen Progress und starben nach der Schwangerschaft, allerdings waren sie alle nicht therapietreu, wie die Referentin betonte.
Fehlbildungen nur unter Dasatinib dokumentiert
Ein frühes Absetzen des TKI beim ersten positiven Schwangerschaftstest (idealerweise vor der Organogenese) scheint nach der aktuellen Auswertung nicht mit erhöhten Fehlbildungsraten assoziiert zu sein. In einem Fall wurde die Schwangerschaft allerdings erst in der 17. Woche festgestellt. Selbst dann traten unter Imatinib und Nilotinib keine kongenitalen Anomalien auf.
Dasatinib sollte jedoch vermieden werden, da ein Fall eines frühen intrauterinen Fruchttods mit multiplen Anomalien dokumentiert wurde, erklärte Dr. Abruzzese. Imatinib und Nilotinib seien weniger gut plazentagängig und daher nach der Plazentagenese zu bevorzugen. Interferon ist über die ganze Schwangerschaft hinweg für die Therapie geeignet. Bei fehlender DMR empfiehlt die Expertin, frühzeitig von TKI auf Interferon umzustellen.
Im Register beendeten 112 Frauen die Schwangerschaft ohne CML-Therapie, 45 erhielten in der Schwangerschaft Interferon, 66 einen TKI. Es kamen insgesamt 95 Kinder auf die Welt. Eine große Fehlbildung wurde außer unter Dasatinib nur in einem Fall mit nahe verwandten Eltern festgestellt.
Einen Sonderfall stellen 47 Patientinnen dar, bei denen erst in der Schwangerschaft eine CML diagnostiziert wurde. Im ersten Trimester wurde in neun Fällen mit Interferon behandelt, ansonsten zögerte man die Therapie bis zum Abschluss der Organogenese hinaus. Als TKI wurde ab dem zweiten Trimester Imatinib eingesetzt, in zwei Fällen erfolgte auch eine Zytoreduktion mit Hydroxyurea.
Großteil der Geburten ohne Komplikationen
Von 48 Kindern kamen nur drei zu früh auf die Welt, sieben mit zu geringem Geburtsgewicht. Zu kongenitalen Fehlbildungen kam es nicht. Eine Patientin starb neun Jahre nach der Schwangerschaft an einer Blastenkrise, eine weitere nach Transplantation. Dr. Abruzzese resümierte, dass Frauen mit CML bestärkt werden können, ein normales Leben mit Familienplanung zu führen – idealerweise, wenn sie in DMR oder therapiefreier Remission sind.
Quelle: Abruzzese E et al. ASH 2019; Abstract #498
ASH Annual Meeting 2019
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