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CML: Therapiefrei heißt nicht geheilt

Die finale Analyse der ISAV-Studie umfasst eine Beobachtungszeit nach Imatinib-Absetzen von 79 Monaten.1 Wie Professor Dr. Carlo Gambacorti-Passerini, Universität von Milano-Bicocca, berichtete, war die Voraussetzung für das Absetzen eine über zwei Jahre andauernde Therapie einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) in chronischer oder auch akzelerierter Phase mit Imatinib und eine mindestens 18 Monate anhaltende komplette molekulare Remission (CMR).
Nach Absetzen wurde die Remission mit der quantitativen Echtzeit-PCR in festgelegten Intervallen kontrolliert. Im Median hatten die 107 auswertbaren Patienten 103 Monate Imatinib erhalten, die CMR hatte beim Absetzen bereits median 25,6 Monate angehalten. Mit 56 Patienten entwickelte etwas mehr als die Hälfte ein – meist molekulares – Rezidiv. In allen Fällen führte die erneute Behandlung mit Imatinib zu einer Remission. Die meisten Rezidive traten in den ersten neun Monaten nach dem Absetzen der Therapie auf. Es wurden jedoch auch Rezidive nach 30, 45 und sogar 55 Monaten entdeckt. Der Experte empfahl daher langfristig eine Kontrolle der CMR alle drei bis vier Monate.
Ein besonderes Augenmerk sollte man dabei auf jüngere Patienten legen: In der Studie war ein Alter unter 45 Jahren und ein positives Ergebnis in der digitalen PCR mit einem erhöhten Rezidivrisiko assoziiert.
Die digitale Tröpfchen-PCR wurde neben der quantitativen Echtzeit-PCR auch in der Phase-II-Studie STIM2 zur Kontrolle der therapiefreien Remission (TFR) nach Absetzen einer Imatinib-Erstlinientherapie eingesetzt. Ziel war es, reproduzierbare Faktoren für den Absetzerfolg zu identifizieren, erläuterte Dr. Franck Emmanuel Nicolini, Centre Hospitalier Universitaire de Lyon.2 Absetzvoraussetzung war eine mindestens dreijährige Imatinib-Erstlinientherapie und eine anhaltende tiefe Remission unter Therapie über zwei Jahre.
24 Monate nach Absetzen von Imatinib waren noch 47 % der 218 Patienten in TFR. Das letzte registrierte Rezidiv trat nach 21 Monaten auf. Auch hier war ein positives Ergebnis in der digitalen PCR ein Hinweis auf ein hohes Rezidivrisiko. Entscheidend für die Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden TFR war aber die Dauer der vorangegangenen Imatinib-Therapie, betonte Dr. Nicolini. Eine Behandlung über mehr als 75 Monate wies ein um 43 % geringeres Risiko für den Verlust des tiefen Ansprechens auf als eine kürzere Therapie.
1. Mori S et al. ASH 2018; Abstract #461
2. Nicolini FE et al. ASH 2018; Abstract #462
ASH-Jahrestagung 2018
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