Rheuma und Kinderwunsch – welche Medikation ist in der Schwangerschaft erlaubt, welche verboten?

Maria Weiß

RA-Patientinnen entwickeln häufig hypertensive Schwangerschaftskomplikationen. RA-Patientinnen entwickeln häufig hypertensive Schwangerschaftskomplikationen. © Science Photo Library/Zephyr

Für Rheumapatientinnen ist es gar nicht so einfach, Mutter zu werden. Erst braucht es lange, bis es mit der Empfängnis klappt, und dann drohen vermehrt Schwangerschaftskomplikationen. Besonderes Augenmerk gilt daher der antirheumatischen Medikation.

Bei Frauen mit rheumatoider Arthritis (RA) liegt im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich häufiger eine Infertilität oder Subfertilität vor. Sie zeigt sich darin, dass es oft über ein Jahr dauert, bis es endlich zu einer Konzeption kommt. Zahlreiche mögliche Einflussfaktoren wie Schmerzen, ovarielle Dysfunktion, hormonelle Veränderungen und Medikamente werden als Ursache diskutiert. Auf jeden Fall scheinen aber eine erhöhte Krankheitsaktivität, höhere Prednisondosen, die regelmäßige Einnahme von NSAR und eine schlechtere gesundheitsbezogene Lebensqualität mit einer Subfertilität einherzugehen, sagte Privatdozentin Dr. Rebecca Fischer-Betz von der Poliklinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Eine gute medikamentöse Einstellung ist also bei Kinderwunsch das A und O.

Nach der Geburt drohen erneute Schübe

Bei etwas mehr als der Hälfte kommt es in der Schwangerschaft zu einer deutlichen Verbesserung des Rheumas, bei der anderen Hälfte muss mit gleichbleibender Aktivität oder sogar einer Verschlechterung aufgrund des Therapieabbruchs gerechnet werden. Nach der Geburt und in der Stillzeit steigt in beiden Gruppen das Risiko für erneute Schübe an.

Schwangerschaften bei RA-Patientinnen sind immer Risikoschwangerschaften. Es treten gehäuft Komplikationen auf – das betrifft unter anderem Spontanaborte (bei unter 35-Jährigen), Frühgeburtlichkeit, „small-for-gestational-age“-Kinder und hypertensive Schwangerschaftskomplikationen. Da bei Letzteren das Risiko nahezu verdoppelt ist, sollte eine Gestose-Prophylaxe mit niedrig dosiertem ASS in Erwägung gezogen werden, sagte die Expertin. Bei Spondyloarthritis scheint dagegen kein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen vorzuliegen – mit Ausnahme von vermehrten Geburtseinleitungen.

Die meisten Frauen mit RA benötigen auch während der Schwangerschaft immunsupprimierende oder -modulierende Medikamente. Häufig werden orale Glukokortikosteroide eingesetzt, die aber zumindest bei Patientinnen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) mit einer erhöhten Frühgeburtlichkeit assoziiert sind.

Fehlbildungsrate unter Biologika nicht erhöht

Für Patientinnen, die Biologika einnehmen, haben Literaturrecherchen über die letzten fünf Jahre erneut keine Erhöhung der Fehlbildungsrate im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ergeben. Das Infektionsrisiko der Kinder von mit bDMARDs behandelten Müttern scheint unabhängig vom Zeitpunkt der Therapie anfangs leicht erhöht zu sein. Dieser Effekt verliert sich aber bis zum dritten Lebensjahr. Die American Association of Rheumatology hat letztes Jahr Empfehlungen zur medikamentösen antirheumatischen Therapie in der Schwangerschaft herausgebracht, an denen man sich gut orientieren kann (siehe Kasten).

Antirheumatika in der Schwangerschaft

Uneingeschränkt empfehlenswert auch während der Schwangerschaft:
  • Hydroxychloroquin
  • Sulfasalazin
  • Colchizin
  • Azathioprin, 6-Mercaptopurin
  • Certolizumab
Bedingt einsetzbar:
  • Prednison (Dosierung auf < 20 mg/d herunterfahren)
  • Ciclosporin, Tacrolimus (unter Blutdruck-Monitoring)
  • Infliximab, Adalimumab, Etanercept, Golimumab (nicht im letzten ­Trimenon)
  • Rituximab (nur bei lebensbedrohlichen oder organgefährdenden Verläufen)
  • Cyclophosphamid (nur bei lebensbedrohlichen oder ­organgefährdenden Verläufen und nur im 2. und 3. Trimester; schon 3 Monate vor ­Konzeption absetzen)
Bei Schwangerschaft absetzen (aber bis zur Konzeption erlaubt):
  • Anakinra
  • Belimumab
  • Abatacept
  • Tolcilizumab
  • Secukinumab
  • Ustekinumab
Streng kontraindiziert in der Schwangerschaft:
  • Methotrexat (schon 1–3 Monate vor Konzeption absetzten, 5 mg Folsäure/d)
  • Leflunomid (ggf. Wash-out mit Cholestyramin schon präkonzeptionell)
  • Mycophenolat-Mofetil (schon 6 Wochen vor Konzeption absetzen)
  • Thalidomid (schon 1–3 Monate vor Konzeption absetzen)
Zu wenig Daten für die Beurteilung:
  • Tofacitinib
  • Apremilast
  • Baricitinib

Doch was ist mit Männern unter antirheumatischer Therapie, die Vater werden wollen? Hier können Kinderwunschpaare beruhigt werden. Abgesehen von den bekannten schädlichen Auswirkungen von Cyclophosphamid und Sulfasalazin auf die Spermatogenese gab es insgesamt keinen Beweis für eine Beeinträchtigung der Fertilität oder des Schwangerschaftsverlaufs bei väterlicher Exposition gegenüber den verschiedenen DMARDs einschließlich der TNF-Inhibitoren.

Quelle: 16. Rheumatologie-Update-Seminar*

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RA-Patientinnen entwickeln häufig hypertensive Schwangerschaftskomplikationen. RA-Patientinnen entwickeln häufig hypertensive Schwangerschaftskomplikationen. © Science Photo Library/Zephyr