Rheumatoide Arthritis: Vorsicht bei Hydroxychloroquin plus Azithromycin

Dr. Barbara Kreutzkamp

Auch in älteren Publikationen finden sich bereits Hinweise auf die Kardiotoxizität von Hydroxychloroquin. Auch in älteren Publikationen finden sich bereits Hinweise auf die Kardiotoxizität von Hydroxychloroquin. © iStock/StanRohrer

Durch die aktuelle Pandemie geriet das Rheuma-Medikament Hydroxychloroquin ins Rampenlicht und durch den zunehmenden Einsatz häuften sich die Meldungen über Nebenwirkungen. Bei einer Analyse wurden nun belastbare Daten gefunden, die bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko zur Vorsicht mahnen.

Hydroxychloroquin ist ein bewährtes Erstlinientherapeutikum u.a. in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA). In die Schlagzeilen geriet der Immunmodulator im Rahmen der aktuellen Pandemie. Zunächst hatte eine französische Studie über eine mit Hydroxychloroquin assoziierte Senkung der SARS-CoV-2- Last bei Patienten mit COVID-19-Pneumonie berichtet. Anschließend häuften sich nach dem breiten Einsatz des vermeintlichen Corona-Killers Meldungen über Nebenwirkungen vor allem am Herz-Kreislauf-System.

Eine daraufhin durchgeführte retrospektive Analyse von Kohortenstudien und Fallserien mit erwachsenen RA-Patienten bestätigt nun die aktuellen Nebenwirkungsbefunde. Danach ist Hydroxychloroquin zwar in der Kurzzeitanwendung über 30 Tage sicher. In der Langzeittherapie steigt allerdings das Risiko für Angina pectoris, Herzinsuffizienz und kardiovaskuläre Mortalität (Hazard Ratio, HR, 1,65).

Vorsicht ist aber vor allem in der Kombination mit Azithromycin geboten. Wie andere Makrolide hat die Substanz kardiotoxisches Potenzial und interagiert mit QT-Zeit-verlängernden Medikamenten. Bei den mit Hydroxychloroquin behandelten RA-Patienten erhöhten sich bei zusätzlicher Einnahme von Azithromycin bereits in der kurzfristigen 30-Tage-Anwendung die Raten von Angina (HR 1,15) Herzinsuffizienz (HR 1,22) sowie die kardiovaskuläre Mortalität (HR 2,19).

Die Ergebnisse sind belastbar, schreiben Jennifer C.E. Lane von der Universität Oxford und Kollegen, denn die Studienbasis war groß. So wurden insgesamt verglichen:

  • 956 374 RA-Patienten unter Hydroxychloroquin versus 310 350 Kranke unter Sulfasalazin sowie
  • 323 122 RA-Patienten unter Hydroxychloroquin plus Azithromycin versus 351 956 Betroffene unter Hydroxychloroquin plus Amoxicillin.

Auch in älteren Publikationen finden sich bereits Hinweise auf die Kardiotoxizität von Hydroxychloroquin. Berichtet wird über Arrhythmien, plötzlichen Herztod oder Herzinsuffizienz. Bevor man eine hoch dosierte Therapie mit der Substanz oder eine Kombinationsbehandlung mit Azithromycin beginnt, sollte daher grundsätzlich das kardiovaskuläre Risikoprofil der Patienten überprüft werden. Ggf. ist der Kranke unter der Therapie engmaschig zu überwachen.

Quelle: Lane JCE et al. Lancet Rheumatol 2020; DOI: 10.1016/S2665-9913(20)30289-9

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Auch in älteren Publikationen finden sich bereits Hinweise auf die Kardiotoxizität von Hydroxychloroquin. Auch in älteren Publikationen finden sich bereits Hinweise auf die Kardiotoxizität von Hydroxychloroquin. © iStock/StanRohrer