
Rheumatoide Arthritis: Gelenkgefahr erkennen, Schaden minimieren

Liegt eine reine Arthralgie z.B. aufgrund degenerativer Veränderungen vor oder doch eine Arthritis? So lautet die richtungsweisende Frage für die Diagnose der frühen rheumatoiden Arthritis (RA). Als typisch für die Arthritis gilt eine Synovitis, also weiche elastische Schwellungen der Gelenkkapsel. Die Gelenkergüsse bilden sich unabhängig von Belastung – im Gegensatz zur Arthrose. Sie umfasst „knochenharte“ Auftreibungen (Osteophyten).
Diagnose der frühen rheumatoiden Arthritis | ||||
---|---|---|---|---|
geschwollen/schmerzhaft | Serologie | Akutphase-Parameter | Symptomdauer | Punkte |
≤ 1 (mittel-)großes Gelenk | RF und ACPA negativ | CRP und BSG normal | < 6 Wochen | 0 |
2–10 (mittel-)große Gelenke | CRP oder BSG erhöht | ≥ 6 Wochen | 1 | |
1–3 kleine Gelenke | RF oder ACPA niedrig positiv | 2 | ||
4–10 kleine Gelenke | RF oder ACPA hochpositiv (> dreifach obere Norm) | 3 | ||
> 10 Gelenke, ≥ 1 kleines | 5 | |||
Die ACR/EULAR-Klassifikationskriterien setzen mindestens eine gesicherte Synovitis in mindestens einem Prädilektionsgelenk voraus bei fehlenden Hinweisen für andere Ursachen. Jedes geschwollene oder druckschmerzhafte Gelenk wird gewertet, auch ohne definitive Synovitis. Eine RA erfordert mindestens 6 Punkte, in den Spalten wird nur der höchste Punktwert gezählt. |
Sieben Kriterien ermöglichen eine Risikoeinschätzung
Jede neu aufgetretene Gelenkschwellung gibt Anlass, die Ursache mittels gründlicher Anamnese und klinischer Untersuchung abzuklären, schreiben die Autoren der aktuellen Leitlinie. Dabei sollte der komplette Körper untersucht werden. Schon bei einem geschwollenen Gelenk und entsprechender Konstellation ist eine RA-Diagnose möglich. Mit der Zahl der betroffenen Gelenke steigt das Risiko für die Erkrankung.
Die RA manifestiert sich v.a. an Fingergrund- und Fingermittel- sowie Hand- und Zehengrundgelenken. Persistieren Schmerz, Schwellung und Steifheit über mindestens sechs Wochen, ist eine frühe RA wahrscheinlich. Bestehen die Beschwerden bereits mehr als drei bis sechs Monate, liegt i.d.R. bereits eine RA vor (Cave: andere rheumatische Erkrankungen ausschließen!).
Doch wie sieht es mit dem Risiko aus, eine manifeste RA oder eine chronische Arthritis zu entwickeln im Falle einer Arthralgie ohne klinische Arthritis-Zeichen? Folgende sieben Kriterien helfen nun:
- Symptomdauer < 1 Jahr
- Beschwerden an Fingergrundgelenken
- Morgensteifigkeit ≥ 60 Minuten
- stärkste Beschwerden morgens
- Verwandte 1. Grades mit RA
- Faustschluss erschwert
- Querdruckschmerz an den Fingergrundgelenken
Patienten, die mindestens drei der sieben Kriterien erfüllen, haben ein erhöhtes RA-Risiko im Sinne einer klinisch suspekten Arthralgie.
NSAR trotz noch ungesicherter Erkrankung erlaubt
Bereits bei Verdacht auf eine RA bzw. bei verdächtiger Arthralgie sollten BSG, CRP und Rheumafaktoren (RF) bzw. Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (ACPA) bestimmt werden. Die Röntgendiagnostik dient dem Ausschluss anderer Läsionen, Frühzeichen einer RA lassen sich damit selten erkennen. Können Kollegen die Ursache neu aufgetretener Gelenkschwellungen nicht innerhalb von sechs Wochen klären, sollten sie den Patienten umgehend an einen Rheumatologen überweisen. Dessen Aufgabe ist es auch, eine Prognose zu erstellen und die Therapie zu adjustieren.
Eine symptomatische Behandlung mit NSAR oder anderen Analgetika (WHO-Schema) ist auch bei noch ungesicherter Erkrankung erlaubt. Von einer Steroidtherapie ohne klare Diagnose rät die Leitlinie ab, nicht zuletzt, weil diese den Nachweis der Gelenkerkrankung erschwert.
Ab Diagnosestellung kommen krankheitsmodifizierende Medikamente (DMARD) zum Einsatz – mit dem Ziel, die Progression zu verzögern und die Prognose zu verbessern. Primär empfiehlt die Leitlinie eine Monotherapie mit Methotrexat, einem konventionellen synthetischen DMARD. Bis die Wirkung einsetzt, sollte man die Krankheitsaktivität mit einem Steroid unterdrücken. Dabei darf eine Startdosis von 30 mg Prednisolon-Äquivalent nicht überschritten werden – mit anschließender Dosisreduktion auf ≤ 7,5 mg innerhalb von acht Wochen. Nach maximal sechs Wochen muss sie beendet werden. Die Steroidgabe geht mit einer Osteoporoseprohylaxe einher.
Informationen für Patienten
www.dgrh.de
www.rheuma-liga.de
www.wegweiser-rheuma.de
Quelle: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis; AWMF-Register-Nr. 060/002, www.awmf.org
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).