Laboranalyse: Sprechen Sie Rheumatologisch?

Dr. Elke Ruchalla

Finden Sie den Weg durch den Laboranalyse-Dschungel? Finden Sie den Weg durch den Laboranalyse-Dschungel? © iStock.com/gece33; MT

Wer hat nicht schon vor dem Anforderungsbogen für die Labordiagnostik gesessen und über den Wirrwarr der Akronyme den Kopf geschüttelt: Ist jetzt ENA, ANA oder vielleicht doch eine ANCA besser bei Patienten mit einer möglichen rheumatologischen Erkrankung?

Besteht der Verdacht einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, ist der erste Schritt – vor den spezifischen Tests –, die Entzündungsparameter zu bestimmen, betont Professor Dr. Carsten Specker von der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie am Evangelischen Krankenhaus der Kliniken Essen-Mitte. Natürlich sind eine hohe BSG, erhöhte Konzentrationen des C-reaktiven Proteins (CRP) ebenso wie Anämie und Leukozytose im Blutbild allein nicht rheumaspezifisch, denn sie könnten ebenso gut für einen Infekt sprechen. Bei erhöhtem CRP-Wert kann die zusätzliche Bestimmung von Procalcitonin dann zumindest Hinweise auf eine bakterielle Infektion geben.

Auch Gesunde können Autoantikörper haben

Umgekehrt schließen normale Entzündungswerte die rheumatische Erkrankung nicht aus, insbesondere zu Beginn der Manifestation. Darüber hinaus ist bei einigen Krankheitsbildern, z.B. einem Systemischen Lupus erythematodes, eher eine Leukopenie typisch. Aussagekräftiger sind da schon krankheitsassoziierte Autoantikörper (s. Tabelle). Bei diesen gilt es aber, die je nach Erkrankung teilweise geringere Spezifität und Sensitivität zu berücksichtigen – sowie die Tatsache, dass die Antikörper oft auch bei einem gewissen Anteil gesunder Personen nachweisbar sind.

Autoantikörper bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
Antikörper
Erkrankung
Bedeutung
Rheumafaktor (RF) = IgM-Antikörper gegen den Fc-Teil von ImmunglobulinenRheumatoide Arthritis (RA), (bei anderen rheumatologischen Erkrankungen nachweisbar)
  • Spezifität für RA ca. 80 %, Sensitivität 70–75 % (bei 5 % der Gesunden nachweisbar)
  • Krankheitsmarker und bedingter Prognosemarker, aber kein Aktivitätsmarker

Antikörper gegen citrullinierte Peptide/Proteine (ACPA): 

  • zyklisches Citrullin (CCP) (zu 90 %),
  • mutiertes/nicht-mutiertes citrulliniertes Vimentin (MCV/Sa),
  • citrulliniertes Fibrinogen
Rheumatoide Arthritis
  • Spezifität ca. 95 %, Sensitivität ca. 75 %
  • Krankheitsmarker und bedingter Prognosemarker, aber kein Aktivitätsmarker

Antinukleäre Antikörper (ANA)

Indirekter Immunfluoreszenztest mit subjektiver Auswertung

Kollagenosen (Lupus erythematodes, systemische Sklerose, Sjögren-Syndrom u.a.)
  • hohe Sensitivität, aber nur geringe Spezifität (reagiert auch bei anderen Autoimmunerkrankungen, Medikamenten sowie leicht bei bis zu 13 % der Gesunden)
  • Achtung, falsch positive Ergebnisse: Zur Sicherung der Diagnose spezifischere Antikörper bestimmen, z.B. gegen Doppelstrang-DNA oder ENA
Extrahierbare antinukleäre Antikörper (ENA)Kollagenosen
  • spezifischerer Nachweis verschiedener Kollagenosen
Antineutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA), insb. Anti-Proteinase-3 (PR-3; c-ANCA) und Anti-Myeloperoxidase (MPO, p-ANCA)ANCA-assoziierte Vaskulitiden, primäre und sekundäre systemische Vaskulitiden (z.B. Granulomatose mit Polyangiitis, mikroskopische Polyangiitis)
  • hohe Sensitivität und Spezifität
  • sichern die Diagnose und ermöglichen so den raschen Therapiestart

In anderen Fällen sind spezifische Immunglobuline, wie Rheumafaktor (RF) und die gegen zyklisches Citrullin (CCP), manchmal schon Jahre vor der Manifestation des Rheumas erhöht. Deshalb reichen sie ohne vorhandene Synovitiden für die Diagnosestellung nicht aus. Wie immer gilt: Ein Laborwert macht noch keine Krankheit. Über ihre Rolle bei der Diagnose hinaus spielen Veränderungen der Laborwerte bei der Therapieüberwachung eine wesentliche Rolle. Allerdings, so betont der Experte, sind in diesem Fall die unspezifischen Entzündungsmarker wie CRP, Senkung und Blutbild oft hilfreicher als die Autoantikörper, die oft nicht als Aktivitätsmarker funktionieren.

Titer ermöglichen keine individuellen Aussagen

Schließlich können besonders hohe Titer verschiedener Antikörper mit einer schlechteren Prognose bzw. einem aggressiveren Krankheitsverlauf verknüpft sein, fügt Prof. Specker an. Aber Vorsicht: Es handelt sich um rein statistische Assoziationen, die keine individuellen Aussagen ermöglichen. Ein Patient mit besonders hohem RF-Titer läuft zwar wahrscheinlich eher Gefahr, schwere Arthritiden zu entwickeln – sicher ist das im Einzelfall aber nicht und eine „Panikmache“ gegenüber dem Betroffenen demnach nicht sinnvoll.

Quelle: Specker C. Orthopäde 2018; 47: 899-905

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