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Weniger ist auch genug

Acetylsalicylsäure gehört bei Patienten mit gesicherten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur Prävention einfach dazu – so weit sind sich alle einig. Ob aber die Dosis von 81 mg ausreicht oder ob womöglich 325 mg pro Tag erforderlich und ausreichend sicher sind, ist wiederum Gegenstand von Debatten.
Dass man mit der geringeren Dosis auskommen dürfte, haben Dr. Schuyler Jones von der Duke University in Durham und Kollegen in einer Studie an mehr als 15.000 Patienten mit atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung gezeigt. Die Wissenschaftler hatten bei der Planung ihrer Arbeit bewusst auf pragmatische Lösungen gesetzt. So hatten sie zum Beispiel die Teilnehmer per Computeralgorithmus ausgewählt, die Nachverfolgung fand virtuell über Webportale oder per Telefon statt.
Die allermeisten Patienten nahmen bereits ASS ein (96 %), davon wiederum schluckte die Mehrheit die 81-mg-Dosis (85,3 %). Die eine Hälfte erhielt nun nach dem Zufallsprinzip und unabhängig von der Vormedikation 81 mg ASS pro Tag, die anderen 325 mg.
Nach gut zwei Jahren waren in beiden Gruppen ähnlich viele Personen gestorben oder wegen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls in die Klinik gekommen (7,28 % vs. 7,51 %). Schwere Blutungen, die einen Klinikaufenthalt erforderlich gemacht hatten, waren ebenfalls in etwa gleich häufig aufgetreten (0,63 % vs. 0,60 %). Allerdings hatten sehr viele Patienten aus der Hochdosisgruppe zur niedrigeren Dosierung gewechselt (41,6 %) – was die Aussagekraft der Zahlen mindert, wie die Studienautoren einräumen.
Diese hohe Wechselbereitschaft, die nicht ohne Weiteres vorherzusehen war, und die daraus resultierende Verzerrung der Ergebnisse moniert auch Professor Dr. Colin Baigent von der Universität Oxford. Zugleich würdigt der Mathematiker und Epidemiologe aber den zweckmäßigen und alltagsnahen Ansatz der Arbeit, die er in dieser Hinsicht als „Landmark Study“ bezeichnet.
Quellen:
1. Jones WS et al. N Engl J Med 2021; 384: 1981-1990; DOI: 10.1056/NEJMoa2102137
2. Baigent C. A.a.O.; 2065-2066; DOI: 10.1056/NEJMe2106430
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