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Wenn die Haut einer Schwangeren eskaliert

Eine durch eine Schwangerschaft getriggerte Psoriasis pustulosa tritt meist während der zweiten Schwangerschaftshälfte auf, wie Katherine van Ierland von der gynäkologischen Abteilung des Haga Krankenhauses in Den Haag und Kollegen schreiben. Die Hautmanifestationen beginnen typischerweise in Beugeregionen in Form von symmetrischen erythematösen Plaques mit kreisförmig umgebenden sterilen Pusteln.
Zusätzlich zeigen Patientinnen meist Allgemeinsymptome wie starkes Krankheitsgefühl, Fieber, Delir, Tetanie, Diarrhö und/oder Erbrechen. Die Gefahr für das ungeborene Kind ergibt sich vor allem aus dem erhöhten Risiko für eine Plazentainsuffizienz. Bei vielen Patientinnen waren weder die Frauen selbst noch andere Familienmitglieder zuvor an der Psoriasis erkrankt. Allerdings kann in folgenden Schwangerschaften die Erkrankung mit tendenziell steigendem Schweregrad erneut auftreten.
Die von van Ierland und Kollegen in einem Fallbericht vorgestellte Patientin befand sich in der 31. Schwangerschaftswoche, als sie sich zu den Ärzten begab. Die anfangs schmerzhaften, erythematösen Plaques und hunderte kleine Pusteln hatten unter den Brüsten begonnen und sich auf Thorax und Extremitäten ausgebreitet. In Zusammenschau von Anamnese, klinischer Präsentation und Histologie wurden andere Schwangerschaftsdermatosen und Hautkrankheiten ausgeschlossen und die Diagnose Impetigo herpetiformis gestellt und eine Therapie mit topischem Triamcinolon begonnen.
Aufgrund einer parallel festgestellten, milden Schwangerschaftscholestase erhielt die Frau zusätzlich Ursodeoxycholsäure (3 x 300 mg/d).
Weil die Hautmanifestationen weiterhin progredient waren, wurde die Patientin einige Tage später stationär aufgenommen. Sie erhielt eine Therapie mit Prednison (zunächst 30 mg/d, später 60 m/d) und Clobetasol und Cetomacrogol topisch. Die kindlichen Herztöne wurden 2 x täglich mittels CTG überwacht. Trotzdem ließ sich der Erkrankung kein Einhalt gebieten. Die Läsionen verschmolzen zu großen, erosiven Plaques und breiteten sich auf Gesicht, Hände und Füße aus; Pruritus und Schmerzen verschlimmerten sich. Die Lage wurde für die Patientin unerträglich.
Nach einer Woche verlegten die behandelnden Ärzte ihre Patientin in eine Spezialklinik, wo sie eine Therapie mit Cyclosporin (2 x 100 mg/d), Prednison (2 x 20 mg/d), Certolizumab (200 mg zweiwöchentlich) und Morphium erhielt. Im maximalen Stadium waren 80–90 % der Haut betroffen, auch ein Schwangerschaftsabbruch stand bereits zur Debatte. Nach zwei Wochen begann die Schwere der Läsionen zurückzugehen. Prophylaktisch setzten die Ärzte zudem auf Cotrimoxazol, um einer Pneumocystis vorzubeugen.
Das Baby kam in Schwangerschaftswoche 37 in gutem Zustand mit einem Gewicht von 2.915 g per eingeleitetem Kaiserschnitt zur Welt. Bis zwei Wochen nach der Geburt benötigte die Patientin weiterhin hohe Dosen von Prednison, Ciclosporin und Certolizumab, die im Anschluss allerdings reduziert werden konnten. Zwei Monate nach der Geburt war die Patientin medikations- und symptomfrei.
Quelle: van Ierland K et al. BMJ Case Rep 2024; 17: e258198; DOI: 10.1136/bcr-2023-258198
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