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Allergie als Schwangerschaftsrisiko?

Zu den häufigsten allergischen Leiden in der Schwangerschaft zählt das Asthma, schreiben Dr. Birgit Pfaller von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems und Kollegen. Unkontrolliert bringt die Erkrankung Mutter und Kind gleichermaßen in Gefahr. So ist das Präeklampsierisiko erhöht und es kommt vermehrt zu Kaiserschnittgeburten, Frühgeburten, geringem Geburtsgewicht und Wachstumsretardierungen. Die Kinder haben ein hohes Risiko, selbst früh an Asthma zu erkranken, wenn die Erkrankung der Mutter in der Frühschwangerschaft schlecht kontrolliert war.
Der Verlauf der Erkrankung wird in der Schwangerschaft durch zahlreiche hormonelle, immunologische und physiologische Veränderungen beeinflusst. Nach neueren Daten kommt es bei knapp 20 % der Frauen in der Gravidität zu einer deutlichen Verschlechterung des Asthmas. Typische schwangerschaftsbedingte Veränderungen wie erhöhtes Blutvolumen, Rhinitis, vermehrtes Fettgewebe, gastroösophagealer Reflux und das bei werdenden Müttern häufig übersehene obstruktive Schlafapnoe-Syndrom können dazu beitragen.
Die Ziele der Asthmabehandlung sind die gleichen wie sonst auch: Krankheitskontrolle und Symptomreduktion. Dazu können wie gewohnt kurz wirksame Betamimetika, inhalative Kortikosteroide, lang wirksame Betamimetika, Leukotrienrezeptor-Antagonisten, inhalatives Tiotropium, orale Steroide und Biologika eingesetzt werden. Die Autoren betonen vor allem die engmaschige Überwachung der Krankheitsaktivität, da sich der Verlauf im Einzelfall nicht vorhersehen lässt. Risikofaktoren für einen ungünstigen Verlauf sind Nicht-Adhärenz bei ICS, schlechte Lungenfunktion, schweres Asthma schon vor der Schwangerschaft, Rauchen und Adipositas.
Vor allem Asthmaexazerbationen sind in der Schwangerschaft gefürchtet, weil sie Komplikationen fördern. Bei etwa 10 % der Frauen kommt es während der Gravidität zu schweren Asthmaanfällen, die orale Kortikosteroide erfordern, und bevorzugt zwischen dem Ende des zweiten und Anfang des dritten Trimesters auftreten. Wenn eine stationäre Behandlung nötig wird, folgt sie den gängigen Richtlinien, wobei man bei den werdenden Müttern besonders auf eine ausreichende Sauerstoffsättigung achten muss. In den letzten Wochen vor der Entbindung nehmen die Asthmasymptome dann meist wieder ab und auch Anfälle während der Geburt sind sehr selten.
Die allergische Rhinitis wird in der Schwangerschaft behandelt wie sonst auch, nämlich mit nasalen Antihistaminika und Kortikosteroiden (evtl. in Kombination) und ggf. oralen Antihistaminika.
Gefahrenpotenzial von Asthmamedikamenten und antiallergischen/immunsuppressiven Therapien
- orale Antihistaminika: Es besteht kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko – bevorzugt werden sollten Präparate der zweiten Generation, die Autoren nennen explizit Cetirizin und Loratadin.
- Leukotrienantagonisten: Sie bieten eine Option, wenn andere Medikamente versagen – die Datenlage ist aber recht schwach.
- Immuntherapie: Der Beginn einer Immuntherapie in der Schwangerschaft sollte vermieden werden – eine bisher gut vertragene und erfolgreiche Insektengift-Immuntherapie sollte man aber fortsetzen.
- Biologika: Es gibt bisher noch relativ wenig Schwangerschaftsdaten – es gilt daher, Nutzen und Risiken sorgfältig abzuwägen.
- systemische Kortikosteroide: Sie können bei Versagen anderer Optionen in der Schwangerschaft nach Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.
- Immunsuppressiva: Azathioprin und Ciclosporin dürfen weiterlaufen, wenn eine dauerhafte Krankheitskontrolle erforderlich ist
- lokal wirksame Medikamente: Inhalative kurz- oder lang wirksame Betamimetika und ICS gelten als sicher in Schwangerschaft und Stillzeit – genauso wie Nasensprays und dermatologische Topika.
Im Notfall Schwangere nur auf die linke Seite lagern
Auch die Therapie der Anaphylaxie unterscheidet sich nicht. Allerdings sollte man Schwangere immer auf die linke Seite lagern, um eine Kompression der Uterusgefäße zu vermeiden. Der systemische Blutdruck muss in jedem Fall über 90 mmHg gehalten und die Herztätigkeit des Kindes überwacht werden. Die atopische Dermatitis sollte in der Schwangerschaft an erster Stelle mit einer rückfettenden Basiscreme behandelt werden – wenn dies nicht ausreicht, mit topischen Kortikosteroiden der Klasse II bis III für zwei Wochen (bis zu einer maximalen Menge von 200 g). Falls nötig, kann auch Schmalband-UVB angewandt werden. Kommt es nach initialem Erfolg innerhalb einer Woche zum Rückfall, raten die Autoren zur proaktiven Intervalltherapie oder topischen Calcineurin-Inhibitoren. Vor einer eventuellen systemischen Therapie müssen die Vorteile und Risiken zusammen mit den Patientinnen sorgfältig abgewogen werden.Quelle: Pfaller B et al. Allergy 2021; DOI: 10.1111/all.15063
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Verwandte Links
- Management of allergic diseases in pregnancy Pfaller B et al. Allergy 2021;