
Erschwerte Alltagsbewältigung

Bekanntermaßen können Medikamente, die schwangere Frauen mit Epilepsie gegen die Krampfanfälle einnehmen, beim ungeborenen Kind das Risiko für Fehlbildungen erhöhen. Darüberhinaus stehen sie im Verdacht, die frühkindliche Entwicklung beim Nachwuchs zu stören. Anhand der Ergebnisse aus der MONEAD-Studie haben Wissenschaftler zu klären versucht, welche Folgen die anfallssupprimierenden Arzneimittel auf das Verhalten der Kinder in den ersten Lebensjahren haben können und was die möglichen Konsequenzen für ihre emotionale und neuronale Entwicklung sind.
Sie analysierten die Daten von 302 werdenden Müttern mit und von 84 ohne Epilepsie sowie die der zugehörigen Kinder. 75 % der Frauen mit Anfallsleiden befanden sich in Monotherapie, überwiegend unter Lamotrigin und Levetiracetam. Nahezu jede Fünfte (21 %) brauchte mehrere anfallssupprimierende Substanzen, am häufigsten Lamotrigin und Levetiracetam in Kombination. 4 % nahmen keine Medikamente.
Über das Verhalten ihrer Kinder im Alter von zwei, drei, viereinhalb und sechs Jahren sowie über die emotionale und neurologische Entwicklung gaben die Eltern mithilfe von Fragebogen Auskunft. In der vorliegenden Analyse bezogen sich die Wissenschaftler primär auf den General Adaptive Composite (GAC) Score im Alter von viereinhalb Jahren. Bei diesem Score handelt es sich um einen zusammengesetzten Wert aus konzeptionellen, sozialen und praktischen Fähigkeiten der Kinder, fokussiert auf die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung. Der Vergleich der GAC-Scores ergab keine signifikanten Unterschiede in den adaptiven Fähigkeiten der Kinder von Müttern, die Anfallssuppressiva einnahmen, und von Müttern ohne Epilepsie.
Mit steigenden Blutwerten nahmen die Fähigkeiten ab
In einem zweiten Schritt setzten die Wissenschaftler bei 271 Kindern den Punktwert mit dem mütterlichen Medikamentenspiegel im dritten Schwangerschaftstrimester in Beziehung. Dabei fiel eine deutliche Korrelation auf: Mit steigender Konzentration im Blut der Mutter nahmen die adaptiven Fähigkeiten des Kindes ab. Dieser Effekt zeigte sich für Levetiracetam und Lamotrigin in Monotherapie, die beiden Substanzen, für die die Stichprobengröße ausreichte. Störungen in der neuronalen Entwicklung waren selten und über beide Gruppen gleichmäßig verteilt.
Quelle: Cohen MJ et al. JAMA Neurol 2023; 81: 19-29; DOI: 10.1001/jamaneurol.2023.4315
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).